Drohnen überm Südblock

AUSSPÄHEN Auf einer Konferenz in Kreuzberg ging es um Recherchemethoden von Polizei und Geheimdiensten – und darum, wie unliebsame Schnüffeleien verhindert werden können

Für Paranoiker war es ein schwieriger Samstag. Funkzellenauswertung, Imsi-Catcher, Staatstrojaner, stille SMS, Drohnen: Über all diese Möglichkeiten der Überwachung durch Polizei und Geheimdienste haben kritische Experten im „Südblock“ am Kottbusser Tor berichtet. Und rund 100 zumeist junge Männer und Frauen haben sich einen Samstag lang in den Flachbau gesetzt, um ihnen zuzuhören.

„Es geht darum zu erfassen, was möglich ist“, sagte der Journalist und Aktivist Matthias Monroy zum Auftakt. Und das ist einiges, vor allem in autoritären Staaten, denen auch deutsche Firmen mitunter Software zum Ausspähen der Internet-Datenströme liefern – Deep Packet Inspection genannt.

Den Besuchern hätten Soja-Gulasch und Fassbrause im Hals stecken bleiben können, hätten die Veranstalter nicht auch jede Menge praktische Tipps gegeben, den Überwachern das Überwachen schwer zu machen. Strategien also, wie „Soziale Bewegungen im digitalen Tsunami“ bestehen können, wie der Republikanische Anwältinnen- und Anwälteverein und die anderen Veranstalter ihre Anti-Schnüffel-Konferenz genannt hatten.

So erzählte einem das Data-Recollective, wie man Auskunftsersuchen an Polizei und Verfassungsschutz stellt, um zu erfahren, welche Daten dort vielleicht über einen gespeichert sind. Ein Vertreter des alternativen Hamburger Providers nadir.org gab wiederum Tipps zur Verschlüsselung von Festplatten und E-Mails und zum anonymen Surfen. Er hinterließ allerdings fragende Gesichter, als er sagte, man könne auch „einfache Kryptotunnel durchs Netz hauen“.

Kontrovers wurde im „Südblock“ über Facebook gestritten: eine feine Sache für soziale Bewegungen, siehe arabische Revolution – oder eine kapitalistische Datenkrake mit undurchsichtigen Interessen? Einer der Besucher forderte, das soziale Netzwerk abzuschaffen: „Warum müssen wir als linke Bewegung jeden Quatsch mitmachen?“ Da widersprach Ralf Bendrath, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Grünen im EU-Parlament: „Zu sagen, die sind böse und müssen weg, reicht nicht.“ Und eine Jugendbewegung werde man mit einer Facebook-Verbotsforderung auch nicht auslösen.

Rena Tangens vom Datenschutzverein Foebud warb für Alternativen zum De-facto-Monopolisten Facebook wie Diaspora oder das Projekt Social Swarm. „Es geht darum, selber was Cooleres zu machen“, sagte sie. Was aber nur klappt, wenn genug andere mitmachen. WOS