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Archiv-Artikel

„Das kriegt den Charakter einer Tragödie“

Der ehemalige Intendant des Staatstheaters in Kassel, Christoph Nix, über seine gescheiterte Berufung als Kölner Kulturdezernent im vorigen Jahr, die Besetzung der Auswahlkommission und notwendige Qualitäten für den Job

taz: Ihre Wahl zum Kulturdezernenten haben im Juli 2004 CDU-interne Machtkämpfe auf üble Weise vereitelt. Wie blicken Sie zurück?

Christoph Nix: Einerseits mit Wehmut, weil ich die Position des Kulturdezernenten sowohl zugunsten der etablierten Kultur als auch zur freien Szene geöffnet hätte. Andererseits fühle ich mich im Moment auch frei und bin ganz froh, nicht in diese neuen Querelen verwickelt zu sein.

Die CDU und die SPD konnten sich noch nicht auf einen Kandidaten einigen. Möglicherweise findet die Wahl in der Ratssitzung am Donnerstag nicht statt. Ihr Kommentar?

Ich glaube, dass es gerade auch in der Politik viel Irrationalitäten und so etwas wie Never-Ending-Stories gibt. Als habe man eine Konstellation angeschoben – es gibt den Kandidaten der SPD, der ja auch schon zu der Zeit, als ich nominiert war, Kandidat werden wollte – bei der sich dieses Never-Ending fortzusetzen scheint. Und jetzt eher den Charakter einer Tragödie kriegt.

Welchen Ratschlag geben Sie dem Neuen oder der Neuen?

Vorher klare Vereinbarungen treffen. Ansonsten finde ich problematisch, wenn in einer Auswahlkommission Mitglieder sitzen, die selber als Kandidaten gehandelt worden sind. Das kann nicht gut gehen, weil man dann den eigenen Maßstab zum objektiven macht. Ob der Neue eine Mehrheit hat, muss man besser erspüren, als das bei mir der Fall war. Ansonsten halte ich mich mit Ratschlägen eher zurück. Vor allem: Nicht zu früh freuen.

Welche Aufgaben muss der neue Kulturdezernent lösen?

Man muss die Künstler im Moment vor der Politik schützen. Und deshalb muss der Mann oder die Frau ein großes Maß an Unabhängigkeit haben und im Zweifel auch sagen: Ich geh wieder. Da gibt es nicht so viele Menschen.

Wie intensiv verfolgen Sie die aktuellen Vorgänge?

Eigentlich wenig. Hin und wieder bekomme ich mal einen Anruf von den Grünen. Aber ich bin überhaupt nicht mehr involviert.

Ihr Interesse hält sich in Grenzen?

Man muss so ein Kapitel auch abschließen. Ich lebe woanders, und dann ist es auch ganz gut, wenn man Distanz dazu hat.

INTERVIEW: ISABEL FANNRICH