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Archiv-Artikel

Berlin geht ein Licht auf

Mit einer 33 Kilometer langen Lichterkette quer durch Berlin soll am 7. Mai für Frieden demonstriert werden. Die Unterstützerliste ist lang: Sogar die CDU macht mit – nach mehrfacher Aufforderung

von Christo Förster und Luc Caregari

Peter Kranz weiß um die Kraft des Lichts. Schon vor zwei Jahren mobilisierte der Spandauer Pfarrer rund 100.000 Berliner für eine friedlich erleuchtete Kundgebung gegen den Krieg im Irak. Am 7. Mai will er die Menschen erneut auf die Straße bringen, um der Welt zu zeigen, dass sie aus Deutschland „nie wieder Krieg, nie wieder Rechtsradikalismus, nie wieder Rassismus“ zu befürchten hat. Eine Lichterkette, die sich auf 33 Kilometern Länge von Hellersdorf bis Falkensee quer durch die Stadt zieht, soll als Friedenssymbol dienen

Unterstützt wird die Aktion von Kirchen, der Jüdischen Gemeinde, von Gewerkschaften, Privatpersonen und der Politik. Von den Berliner Parteien fehlt auf der Liste der Unterzeichner allein die CDU. Schriftliche Anfragen von Pfarrer Kranz an den Landesvorsitzenden Joachim Zeller blieben ohne Antwort. Erst auf Nachfrage der taz nahm die CDU gestern Kontakt zu den Organisatoren auf und teilte schließlich mit, dass auch sie den Aufruf unterzeichnen werde. Die bisherigen Anfragen von Kranz hätten sich nach Angaben eines CDU-Sprechers im Verwaltungsdickicht „verirrt“.

Allerdings hatten die Berliner Christdemokraten zuletzt ein paar Probleme im Umgang mit der Erinnerung an das Kriegsende. Ein Sprecher der Aktion Sühnezeichen, die zu den ersten Unterzeichnern des Aufrufes gehört, beklagte mit Blick auf die CDU, dass sich „manche Parteien etwas schwer tun mit dem Gedenken“. Er begrüße aber die späte Einsicht und freue sich, dass die Christdemokraten doch noch dabei seien.

Dass es angesichts der vielen geplanten Veranstaltungen rund um den 8. Mai auch noch eine Lichterkette braucht, daran hat Pfarrer Kranz keine Zweifel. Ihn ärgert, dass der NPD so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht werde, selbst wenn es sich dabei um Gegendemonstrationen handele. Auch fokussierten sich die Veranstaltungen zu stark auf das Brandenburger Tor. „Für die Weltöffentlichkeit ist das ein falsches Signal“, so Kranz. Er bedauere, dass viele Hobbydemonstranten nur auf die Straße gingen, „um sich selbst zu feiern“. Die Lichterkette solle jedem einfachen Bürger die Möglichkeit geben, sich politisch zu äußern und zu zeigen, „dass die Mehrheit der Deutschen dauerhaften Frieden will“.

Um dieser Aussage mit einer geschlossenen Lichterkette Nachdruck zu verleihen, müssten sich laut Kranz rund 30.000 Menschen entlang der Berliner Ost-West-Achse aufreihen. Der Pfarrer rechnet sogar mit mehr Teilnehmern. Schließlich hat er alle Berliner Kirchengemeinden und Schulen sowie 800 Sportvereine angeschrieben. Auch Datum und Uhrzeit der Kundgebung sind auf eine möglichst hohe Teilnehmerzahl ausgerichtet. Wenn sich die Lichterkette am 7. Mai um 22 Uhr schließen soll, haben die Akteure des „Tages für Demokratie“ die Bühne am Brandenburger Tor schon verlassen, die einzige große Parallelaktion ist ein Filmabend der PDS am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow. Damit die Friedenskerzen auch richtig schön leuchten, hilft sogar die Bewag aus. Zumindest im Tiergarten wird sie die Nachtbeleuchtung für einige Zeit ausknipsen.