DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Vom Steak zu Brad Pitt

WAS SAGT UNS DAS? Das ZDF stellt Markus Lanz auf die größte deutsche Fernsehbühne. „Wetten, dass..?“ hat einen Moderator. Ziemlich wahrscheinlich

Es sieht so aus, als ob weißer Rauch aufsteigt über dem Mainzer Lerchenberg, dem Sitz des ZDF. Markus Lanz soll „Wetten, dass..?“ moderieren. Es ist das Heiligste, was es zu moderieren gibt im Zweiten Deutschen Fernsehen, wenn nicht im deutschen Fernsehen überhaupt. Wenn die Sendung auch, wie die katholische Kirche, an Glanz verloren hat.

Und wie bei jeder Papstwahl stehen die Beobachter und Kommentatoren draußen, aufgeregt und ungeduldig, und warten, bis der Neue auf den Balkon tritt. Es ist wohl Markus Lanz. Die Wahl des Moderators, und hier endet die Analogie mit dem Vatikan, dauerte lange. Fast ein Jahr. Und sie war nicht sehr heimlich. Im Gegenteil.

Das ganze Land konnte teilhaben am Auf und Ab der Moderatorensuche. Das peinlichste Headhunting seit der Trainerfindungs-Kommission des DFB. Jetzt also Lanz, der „smarte Südtiroler“, seine Herkunft ist für Alliterationen gut. Er kam zum ZDF als Klon von Johannes B. Kerner, er sollte seine Sendungen übernehmen, Schritt für Schritt. Er talkt wie Kerner. Er kocht wie Kerner. Er moderiert wie Kerner. Er legt Hände auf Schultern, er redet jede Gesprächsunebenheit glatt. Und wenn es drauf ankommt, dann mimt er den kritischen Nachfrager, knallhart. Auch das kann er. Wo es Gottschalk schwer fällt, Interesse vorzutäuschen, da gelingt es Markus Lanz fehlerlos, eine Körperhaltung einzunehmen, die signalisiert: Ich will tatsächlich eine Antwort auf meine Frage, ich höre zu. Für Markus Lanz ist „Wetten, dass..?“ ein Aufstieg von deutscher B-Prominenz zu internationaler A-Prominenz, von Steakbraten mit deutschen Fernsehköchen zu Handauflegen bei Brad Pitt. Doch noch hat er nicht zugesagt.FELIX DACHSEL