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■ The Black Power Mixtape 1967–1975 Schweden/USA/Deutschland 2011, Regie: Göran Hugo Olsson
Dies ist eine erlesene Mischung aus neu zusammengestelltem, lange in Archiven des Schwedischen Staatsfernsehens dem Vergessen anheim gegebenem historischen Filmmaterial über die Black Panthers. Angeblich gibt es in Schweden mehr Filmmaterial über die Black Panther Party als in den USA, wo ihr radikaler Protest entweder ignoriert oder als gefährlich, gar terroristisch dargestellt wurde.
Der Film zeigt die USA aus schwedischer Sicht. Ganz klassisch startet der Film in einem kleinen Urlaubsort an der Küste Floridas: Hallandale. Am Strand befragt ein Reporter einen weißen Verkäufer in einer Imbissbude: Wie geht es den einem einfachen Arbeiter in den USA? Allen gehe es ganz gut, und es gibt Meinungsfreiheit, Chancengleichheit. So die wortreiche Antwort. Der investigative Reporter kontrastiert dies umgehend mit einem Slum in Hallandale. Hier leben die unteren 20% der Bevölkerung. Ein Schwarzer, der als GI in Vietnam für die USA gekämpft und sein Leben riskiert hat, erzählt: Eigentlich kein großer Unterschied zu Vietnam, hier wie dort muss ich um mein Überleben kämpfen, wenn auch mit anderen Mitteln: „Ich darf für mein Land sterben, aber in Amerika bin ich ein Mensch zweiter Klasse, überall.“
Das Mixtape ist eine Mischung von Sequenzen aus solchen Sozialreportagen mit Berichten über Aktivitäten der Black Power Bewegung und Interviews mit bekannten Führungspersönlichkeiten der Black Panther Party und der Bewegung. In Interviews bekommen Stokely Carmichael, Bobby Seale, Angela Davis, Eldridge und Kathleen Cleaver Gelegenheit, die Situation in den USA zu analysieren, zu kritisieren und über ihre Bewegung zu reflektieren. Auch die Bekämpfung der Black Power durch staatliche Stellen kommt vor: Die paramilitärische Niederschlagung von Aufständen in den schwarzen Elendsquartieren – über 300 zwischen 1964 und ’72, bei denen es über 60.000 Verhaftungen gab und 250 Tote, zumeist durch Polizeigewalt. Im Film ist zu sehen, wie die Nationalgarde wie eine Armee gegen die Aufständischen vorgeht. Erwähnt wird auch das Aufstandsbekämpfungsprogramm des FBI, COINTELPRO, mit dem die im Film Interviewten, die LeiterInnen der Bewegung gejagt wurden: 1970 war nur einer der Führer der Black Panther Party noch auf freiem Fuß.
Leider hat der Regisseur dem fesselnden Archivmaterial alleine nicht getraut. So hat er 2010 geführte Interviews mit Künstlern und Historikern, die sich auf die Black Power beziehen und aktuelle Musik als Tonspur über viele Bilder gelegt – nicht über alles, die zentralen Interviewsequenzen der Panthers sind geblieben. Aber da, wo die Tonspur das historische Material überlagert, stört sie. Die historischen Aufnahmen der Black Power sind so starke Dokumente, dass sie keinen neuen Ton gebraucht hätten. Gaston Kirsche
The Black Power Mixtape läuft vom 23. bis 29. 2. um 18 Uhr im 3001, Schanzenstraße 75, Hamburg