: Hort-Reform entschleunigt
MEHR ZEIT Die letzten Grundschulen müssen erst 2015 Ganztagsangebote aufbauen. Erst dann sollen die letzten Kita-Horte für Schulkinder schließen
In Hamburg gibt es zwei Formen der Ganztagsschule. In der GBS übernehmen ab 13 Uhr Kita-Träger die Betreuung. In der klassischen Ganztagschule sind nachmittags auch Lehrer.
■ Bis 2015 sollen alle 204 Grundschulen in eine dieser Formen umgewandelt sein. Das Ziel ist, etwa 40.000 Kinder zu betreuen.
■ Beide Formen sind bis 16 Uhr gratis. Für die Betreuung in den Ferien sowie in den Früh- und Spätstunden und das Essen gibt es nach Einkommen gestaffelte Gebühren.
■ Eine Mahlzeit soll maximal 3,50 Euro kosten. Kinder von Sozialleistungsempfängern essen umsonst.
SPD-Schulsenator Ties Rabe gibt den Grundschulen zwei Jahre mehr Zeit für den Aufbau der Ganztagsbetreuung. Statt wie bisher geplant bis 2013 haben sie jetzt bis 2015 Zeit. Erst danach sollen die letzten Kita-Horte für Schulkinder schließen.
Rabe sagte, er reagiere damit auf die Kritik am Reformtempo. So bleibe Zeit, um bauliche oder organisatorische Probleme zu meistern. Nach Gesprächen mit den Schulleitungen sei er zuversichtlich, dass die meisten Schulen dennoch zügig die Ganztägige Betreuung (GBS) einführen oder eine schulische Ganztagsschule werden. Bei der jüngsten Anmelderunde sei deutlich geworden, dass Eltern Schulen mit GBS-Angebot bevorzugen. Er rechne damit, dass zum Sommer 2012 die Hälfte und zum Sommer 2013 drei Viertel der 204 Grundschulen den Ganztag anbieten. „Für die letzten 50 ist dann noch zwei Jahre Zeit.“
Die Verlängerung sei mit Kita-Trägern abgesprochen. Man werde im März klären, wo Horte weiter nötig sind. Noch bis Sommer 2013 gibt es zudem eine Wahlfreiheit. Kinder einer in GBS umgewandelten Schule dürfen weiter ihren Hort besuchen.
Rabe geht auch bei den Abholzeiten auf Eltern-Kritik ein. Die verbindliche Teilnahme der Kinder gelte an drei Tagen nur bis 15 Uhr statt bis 16 Uhr. Ein Kind im Einzelfall mal früher abzuholen – etwa für Geburtstage oder Einkaufstouren – sei in Absprache mit den Trägern „jederzeit möglich“. Rabe: „Es darf nur nicht die Regel sein.“ Die Wochentage, an denen ein Kind die GBS besucht, könnten zudem alle drei Monate geändert werden.
Die GBS geht nur bis zur Klasse vier, der Hort-Anspruch gilt aber bis 14 Jahre. Damit auch die älteren Kinder betreut sind, sollen die 59 Gymnasien ab Sommer „Verstärkungsmittel“ für Nachmittagsangebote bekommen. Die Stadtteilschulen werden alle Ganztagschulen.
Keine Zugeständnisse macht Rabe in der Frage der Essenspreise (siehe Kasten). Hier gilt die soziale Staffelung nur für Grundschulkinder und für jene rund 1.400 älteren Kinder, die wegen der Berufstätigkeit ihrer Eltern einen Hort-Anspruch haben.
Hier entsteht ab Sommer ein Problem, weil etliche Schulküchen in sozialen Brennpunkten nicht mehr durch den Einsatz von 1-Euro-Jobbern subventioniert werden und deshalb höhere Preise drohen. Rabe setzt hier auf den Massen-Effekt. Weil die Zahl der Ganztagsschulen rapide steigt, könnten auch die Caterer mehr Essen verkaufen und darüber „günstige Preise erzielen“.KAIJA KUTTER