: Im Visier der Inspektoren
Seit Dienstag stehen Niedersachsens Schulen qua ministeriellem Schul-TÜV auf dem Prüfstand
Schulinspektoren, das weiß man nun am Osnabrücker Ratsgymnasium, sind unangemeldete Gäste, die in der letzten Reihe Platz nehmen, zuhören und gelbe Bewertungsbögen ausfüllen. Geschickt werden sie vom niedersächsischen Kultusminister Bernd Busemann (CDU), der die Schulinspektion eingerichtet hat, damit den Schulen „von außen“ der Spiegel vorgehalten werden könne.
Niedersachsen sei das erste Bundesland, das eine solche Behörde zur Sicherung und Entwicklung von Schulqualität einrichtet, so Busemann. Am Dienstag hat die erste Schulinspektion offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Die SPD stützt die Idee grundsätzlichen, wobei SPD-Bildungspolitiker Wolfgang Jüttner sagt: „Solange das Kultusministerium die Schulen weiterhin mit Erlassen gängelt und mit immer neuen, zum Teil unausgegorenen Reformvorstellungen überfordert, kann sich das notwendige Vertrauen der Betroffenen in die Schulpolitik nicht entwickeln.“
Busemann hat geplant, dass bis 2009 die insgesamt 3.500 Schulen und 81.000 Lehrer im Land unter die Lupe genommen werden. Dafür sollen rund 80 „Schul-Prüfer“ im Einsatz sein. Der Besuch wird bei der Schulleitung angekündigt, der einzelne Lehrer erfährt jedoch im Vorfeld nichts davon.
„Wir wollen mit unseren Beobachtungen in erster Linie eine Antwort auf die Frage ‚Wie wird Unterricht an dieser Schule gemacht?‘ finden“, sagt der Schulinspektor Rittmeister. „Dabei beraten wir Lehrer nicht, sondern wir stellen lediglich fest.“ Die Ergebnisse der Beobachtungsbögen werden der Schulleitung mitgeteilt. „Was die Schule für sich für Konsequenzen zieht, darauf haben wir keinen Einfluss“, sagte Rittmeister. „Wir sind lediglich Qualitätskontrolle und Stimulanz.“
Neben den rund 20-minütigen Besuchen von Unterrichtsstunden führt der Schul-TÜV Gespräche mit Schülern, Eltern, Lehrern und anderen Mitarbeitern an der Schule und macht Gebäuderundgänge, um den baulichen Zustand zu prüfen. dpa/taz