: Schöneweide gegen Nazis
RECHTE Die Kneipe „Zum Henker“ wird drei Jahre alt – dagegen gehen Bürger auf die Straße
Der Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Oliver Igel (SPD), und die Landesvorstände von Grünen und Linkspartei rufen für den morgigen Freitag zu einer Demonstration durch Berlins Nazihochburg Schöneweide auf. Der Anlass: das dreijährige Bestehen der Nazikneipe „Zum Henker“ in der Brückenstraße. Die Protestzug startet um 18 Uhr am Bahnhof Schöneweide.
„Der Henker hat sich zu einem Kristallisationspunkt der aktionsbereiten rechten Szene Berlins entwickelt, mit dem wir uns nicht abfinden wollen und werden“, heißt es in einem gemeinsamen Aufruf demokratischer Parteien aus dem Südostbezirk. Erklärtes Ziel sei es, „dass der ‚Henker‘ von der Bildfläche verschwinden muss“. Das allerdings ist nicht einfach, denn der Vermieter weigert sich, der Kneipe zu kündigen.
Angemeldet hat die Demonstration die örtliche Antifa, die als „schwarzer Block“ auf vielen Demonstrationen auftritt. Die Polizei bestätigte gegenüber der taz die Anmeldung für lediglich 150 Teilnehmer. Allerdings war die Antifa bei der Anmeldung nicht von einer breiten Unterstützung durch die Zivilgesellschaft und Parteien ausgegangen. Somit dürfte die Teilnehmerzahl deutlich höher ausfallen.
Im vergangenen Sommer hatten knapp 1.000 Menschen gegen die Eröffnung des „Hexogen“ neben dem „Henker“ protestiert. Der Laden wird von NPD-Chef Sebastian Schmidtke betrieben und hat unter anderem Schlagwerkzeuge im Sortiment. Antifagruppen zählen in Schöneweide inzwischen sieben Läden und Clubs, die von Nazis betrieben werden. Die örtlichen Jusos haben zusätzlich einen Trödelladen in dem Ortsteil recherchiert, der von einem Rechtsextremen betrieben wird.
Den Kiez um die Brückenstraße reklamiert die rechte Szene als ihr Revier. Nach Auskunft des Zentrums für Demokratie starteten die Busse, die Rechtsextreme aus Berlin, aber auch aus Schweden am 13. Februar zum Naziaufmarsch in Dresden brachten, am Bahnhof Schöneweide. Mitte Februar wurde eine Journalistin des britischen Guardian nach eigenen Angaben im „Henker“ mit „Sieg Heil“ begrüßt. Von der Journalistin auf den Namen „Himla“ für ein im „Henker“ vertriebenes Getränk angesprochen, soll Kneipenwirt Paul B. eingeräumt haben, dass der Name eine Provokation ist. Der „Henker“ sei aber eine Kneipe und keine Parteizentrale, habe er ergänzt.
Puppe aufgehängt
Das Zentrum für Demokratie, das sich in der Nähe befindet, berichtet von einer weiteren Provokation im vergangenen Monat: Vor ihren Räumen habe eine mannshohe Puppe voller NPD-Propaganda gehangen. Sie war mit einer rotbraunen Flüssigkeit beschmutzt und sollte für den Aufmarsch in Dresden mobilisieren. MARINA MAI