Bootsausflug mit Botschaft

MEDIASPREE Immer Sonntags bietet ein Bündnis Protesttouren auf der Spree an

Die Transparente flattern an der Ufermole vor der Bar 25, am Yaam, an der Glasfassade des Clubs Spindler & Klatt. „Dieses Objekt ist akut gefährdet!“ steht darauf, rot auf gelb, oder „Grabstadt Berlin verhindern“. Am besten zu sehen sind sie vom Wasser aus. Und vom Wasser aus will das Bündnis Megaspree auf die bedrohten Projekte aufmerksam machen – mit Bootsfahrten.

Unter dem Namen Megaspree haben sich vor drei Monaten Bars, Clubs, Kulturprojekte und linke Gruppen zusammengefunden. Sie fordern vom Senat, die dort drohende Verdrängung von Club- und Kulturprojekten zu verhindern. Zur einer ersten Demo im Juli kamen 8.000 Menschen. Jeden Sonntag lädt das Bündnis nun zur Bootstour, vorbei an gefährdeten Projekten.

Am Freitag fand eine Probefahrt statt. Elf Leute fasst das Boot, ein flacher Kahn, der sich bedrohlich zur Seite neigt, wenn jemand ein- oder aussteigt. Erste Station ist die Bar 25. Es ist nicht viel los am frühen Nachmittag, zwei Angestellte, die gerade eine Bar reinigen, winken freundlich. Ende August muss die Bar das Gelände räumen. Die Verträge der Angestellten sind schon gekündigt, der Termin für die mehrtägige Abschiedsparty steht, sagt Juval Diezinger von der Bar 25, der auch an Bord ist. Ob es danach woanders weitergeht? Diezinger zuckt die Schultern. Mitte August gebe es nochmal ein Gespräch mit Politikern. Vielleicht findet sich ein Ersatzgrundstück. „Aber so etwas aufzubauen dauert ja auch.“

Gedränge auf dem Fluss

Es ist viel los auf der Spree. Ausflugsschiffe kreuzen. Hobbykapitäne sonnen sich auf ihren kleinen Motorjachten, von einem Tretboot lässt sich eine schlanke Frau im Bikini ins Wasser gleiten. Hinter der Schillingbrücke, neben dem Club Maria, leuchtet ein Graffito von der Ufermauer: „Squat your world!“ In den Strandbars stehen die Liegestühle dicht an dicht. Hinter der Oberbaumbrücke knipsen zwei junge Männer in einem Kanu die spiegelnden Fassaden der Lofts, zu denen die alten Backsteinbauten ausgebaut wurden. „Es geht uns darum, die Vielfalt hier zu erhalten“, sagt Wilko Schrot, Sprecher des Megaspree-Bündnisses. Deshalb seien schicke Clubs wie Spindler & Klatt ebenso Teil des Bündnisses wie der Wagenplatz Schwarzer Kanal.

Nicht nur vielfältig ist das Spreeufer, es ändert sich auch ständig. Als das Boot nach einer halben Stunde zurück zur Schillingbrücke fährt, haben Sprayer das Graffito hinter dem Maria schon mit einem neuen Bild übermalt. JULIANE SCHUMACHER

■ Bootsfahrt jeden Sonntag, 16 Uhr. Abfahrt: hinter dem Hostel Boot an der Mühlenstraße