: „Angst in den Hirnen“
DISKUSSION Über Syrien sprechen Bremer Politiker mit einem Ex-Minister des Assad-Regimes
■ 53, Arzt, Leitender Urologe im Krankenhaus Nienburg, Vorsitzender des deutsch-syrischen Forums e.V.
taz: Herr Schukfeh, wann waren Sie zuletzt in Syrien?
Fadi Schukfeh: Vor zwei Jahren, also 2010 – erstmals wieder seit 22 Jahren.
Haben Sie da schon etwas von der revolutionären Stimmung bemerkt?
Nein, so gut wie gar nicht: Seit 1970 hat das Regime die Angst in die Hirne des Volks eingepflanzt. Keiner traute sich etwas dagegen zu sagen, nicht einmal der Vater zum Sohn, es schien sogar verboten, etwas Falsches zu träumen.
Dafür war Mohammed Al-Zoebi, der heute auf dem Podium sitzen wird, als Minister früher auch zuständig …
… bis er sich von der Baath-Partei distanziert hat. Das ist aber schon viele Jahre her: Er ist damals geflohen und lebt seither in Deutschland. Als ehemaliger Informationsminister kennt er allerdings sehr viele der Akteure. Und er hat noch sehr viele Kontakte ins Land.
Das ist wichtig, gerade weil die Lage dort so schwer einsehbar ist. Aber lässt sich in Deutschland irgendetwas anderes tun, als zu bedauern, wie schlimm die ist?
Aber sicher! Deutschland könnte zum Beispiel aufhören, das Regime noch mit Entwicklungshilfe zu subventionieren.
Sie ist schon drastisch gekürzt.
Es sind noch immer fünf Millionen Euro. Da frage ich mich: Wozu? Deutschland könnte auch den syrischen Botschafter nach Hause schicken. Der ist doch ohnehin nur ein Spion, der versucht, Druck auf die oppositionellen syrischen Kräfte in Deutschland auszuüben. Und dann wäre es nötig, humanitäre Hilfen zu organisieren und zu starten. Interview: bes
„Syrien – elf Monate Blutvergießen, wie lange noch?“ Vortrag und Diskussion, Sa, Speicher XI, 16 Uhr