: Dämmstoffe vom Acker
Das Förderprogramm des Bundesverbraucherschutzministeriums wurde verlängert und unterstützt die Nutzung natürlicher Dämmstoffe mit einem Zuschuss bis zu 35 Euro pro Kubikmeter. Es ist zunächst befristet bis zum Ende des nächsten Jahres
In jedem Haus kommen sie vor: Dämmstoffe zur Wärme- und Schalldämmung. Allein in Deutschland werden pro Jahr rund 25 Millionen Kubikmeter Dämmstoffe verbaut, die in erster Linie aus Glas- und Mineralwolle oder Polyurethanschaum aus mineralischen beziehungsweise fossilen Quellen gefertigt werden. Diese Materialien sind zwar preiswert, in der Herstellung jedoch energieaufwändig, schwer recycelbar und in der Verarbeitung gesundheitlich nicht unbedenklich.
Die Alternative: Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Sie haben sich inzwischen einen kleinen, aber stetig wachsenden Marktanteil erobert, der Ende 2003 4 Prozent aller in Deutschland verkauften Dämmstoffe ausmachte. Den Großteil dieser Naturdämmstoffe stellten Holz- und Zelluloseprodukte, doch auch weniger bekannte Vertreter aus Schafwolle, Hanf, Flachs, Wiesengras und Getreidegranulat sind im Kommen. Speziell für Dämmstoffe aus den letzteren fünf Rohstoffgruppen gibt es seit 2003 ein Markteinführungsprogramm des Bundesverbraucherschutzministeriums, das die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) betreut und in dessen Rahmen seit 2003 der Kauf solcher Produkte bezuschusst wird. Den geförderten Materialien ist gemein, dass sie in heimischer Landwirtschaft gewonnen werden können und am Markt noch nicht etabliert sind. Aus den gleichen Gründen sind Jute-, Kokos-, Sisal-, Zellulose- und Holz-Dämmstoffe im Markteinführungsprogramm nicht förderfähig.
Das Markteinführungsprogramm gewährt privaten und gewerblichen Bauherren, egal ob Eigentümer, Pächter oder Mieter, nach dem Kauf der Dämmstoffe einen Zuschuss von 35 beziehungsweise 25 Euro pro Kubikmeter (je nach Förderkategorie). Dazu muss der Bauherr die Originalrechnung, eine Kopie des Kontoauszugs als Zahlungsbeleg und den vollständig ausgefüllten Förderantrag bei der FNR einreichen. Fördervoraussetzungen sind, dass die gekauften Produkte auf der aktuellen Förderliste des Programms verzeichnet sind, mindestens 5 Kubikmeter gekauft wurden, der Bauherr den Antrag nicht später als drei Monate nach Bezahlung der Dämmstoffe stellt und dass sich sein Wohnsitz in Deutschland befindet.
Worin bestehen nun die bautechnischen und ökologischen Besonderheiten von Schafwolle und Co? Während Naturdämmstoffe im winterlichen Wärmeschutz herkömmlichen Produkten gleichwertig sind, weisen sie beim sommerlichen Wärmeschutz deutliche Vorteile auf. Aufgrund ihrer größeren Wärmespeicherfähigkeit können sie tagsüber die Innenraumtemperatur besonders niedrig halten. Nachts, bei abgekühlten Temperaturen wird die gespeicherte Wärme dann langsam wieder abgegeben. Zudem können die Materialien große Feuchtigkeitsmengen aufnehmen und wieder verdunsten, ohne dass sich ihre Struktur verändert oder sich ihre Dämmeigenschaften verschlechtern, wodurch die Gefahr von Schimmelpilzbildung geringer ist.
Ganz ohne Zusatzstoffe kommen allerdings auch die meisten Naturdämmstoffe nicht aus; so werden für den Brand- und Schimmelschutz häufig geringe Anteile von zum Beispiel Borsäure oder Ammoniumphosphat sowie als Stützfasern zwischen 10 und 15 Prozent Polyesterfasern zugesetzt. Einige wenige Dämmstoffsorten enthalten überhaupt keine Zusatzstoffe, diese Materialien werden lose in die zu dämmenden Wandpartien eingestopft oder eingeblasen.
Naturdämmstoffe, die zum Großteil aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, setzen bei einer Entsorgung durch Verbrennung weniger zusätzliches Kohlendioxid frei als Materialien auf fossiler Basis. Das liegt daran, dass pflanzliche Produkte das CO2, das bei einer Verbrennung frei wird, vorher während des Wachstums mittels Photosynthese gebunden haben. Naturdämmstoffe können so auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, außerdem tragen sie zur Schonung begrenzter Ressourcen bei.
Diese positiven Eigenschaften haben die Nachfrage nach den Naturdämmstoffen des Förderprogramms stark ansteigen lassen, ihr Absatz hat sich von 2003 auf 2004 auf 134.000 Kubikmeter nahezu verdoppelt (von der Arbeitsgemeinschaft Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen geschätzte Zahl).
Besonders großer Beliebtheit im Programm erfreuen sich Hanfprodukte, die 63 Prozent der geförderten Dämmstoffe stellen. An zweiter Stelle folgte Flachs mit einem Anteil von 32 Prozent, während die anderen drei Produktgruppen mit zusammen 5 Prozent bislang relativ unbedeutend blieben. Ein regionaler Schwerpunkt der Förderung liegt in Süddeutschland, hier wurden vor allem in Bayern und Baden-Württemberg besonders viele Naturdämmstoffe verbaut und Fördermittel dafür in Anspruch genommen.
Das Förderprogramm läuft zunächst bis Ende 2006, bis dahin soll sich das Marktvolumen der geförderten Dämmstoffe auf mindestens 200.000 Kubikmeter erhöht haben. Dieses Ziel scheint durchaus erreichbar, denn das Bewusstsein für gesundheits- und umweltbewusstes Bauen und Wohnen nimmt stetig zu – wovon neben den Hausbewohnern selbst auch die Umwelt und nicht zuletzt die Landwirtschaft selbst profitieren können. NICOLE PAUL
Die Autorin ist Mitarbeiterin der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe Gülzow. Weitere Informationen zum Förderprogramm im Internet unter www.naturdaemmstoffe.info