wortkunde : Wir sind Muffelköppe!
Noch zwei Tage bis zum Kriegsende! Was bleibt? Spöttische Spitznamen, die uns andere europäische Völker verpasst haben. Heute: Niederlande
„Moffen“ nennen uns die Niederländer abschätzig, wenn sie gegen Deutschland im Fußball verlieren oder wenn Horden pickeliger Teenager in den Sommerferien die Amsterdamer Coffeeshops stürmen. Für die Deutschen klingt das irgendwie anrüchig. Tatsächlich hatte das Verb „moffen“ ursprünglich die gleiche Bedeutung wie das deutsche „müffeln“ – obwohl es heute eher im Sinne von „schmollen“ verwendet wird. Halten die Niederländer uns also für beleidigte Stinker?
Eine Theorie besagt, „Moffen“ käme von dem fast vergessenen „Muff“, einer Art Pelzröhre, in die die deutschen Frauen früher im Winter ihre kalten Hände steckten. Was die Niederländer todalbern fanden – sie steckten die Hände einfach in die Manteltaschen.
Schöne Geschichte – allerdings taucht der deutsche „Mof“ – so die Einzahl – schon viel früher auf, erstmals nämlich im Jahr 1574. Damals wurden auch nicht feine Damen im Pelz so genannt, sondern die in die Niederlande emigrierten westfälischen Arbeiter und Bauern, die vermutlich ein weitaus rustikalerer Muff umgab.
Schuld an dem Spitznamen, der uns jetzt so stinkt, sind wir mal wieder selbst: Die deutschen Aussiedler brachten das Wort in die Niederlande mit. Damals nannte man hierzulande einen grummeligen, unfreundlichen, kurz: muffeligen Menschen einen „muff“ oder „muffmaff“. Das übernahmen die Niederländer und nannten erst die westfälischen Arbeiter „Moffen“, später aber auch andere Provinzler, sogar die Franzosen.
Während der deutschen Besatzung 1940 bis 1945 wurde das Wort „Moffen“ dann als Schimpfwort zum Synonym für „Deutscher“. Die Deutschen sind also Muffelköppe, und die Niederländer sind Kaasköppe – was dann ja fast aufs Gleiche rauskommt.
JULIA BÜTTNER