: Knatsch zwischen Kita und Küche
Ab dem Sommer wird für seine Ganztagsschüler nicht mehr gekocht, erfuhr Schulleiter Stell dieser Tage überraschend: Kita Bremen will die Küchenkräfte versetzen. Die Theorie von der Kooperation bei Kita- und Schulverwaltung kennt wenig Praxis
Bremen taz ■ Die Zusammenarbeit von Kitas und Grundschulen wird in Bremen ganz groß geschrieben – und das ist auch notwendig. Wichtig ist das nicht nur für den Übergang vom Kindergarten in die Schule, wichtig ist eine gute Zusammenarbeit auch beim Übergang der Hortbetreuung in die Angebote der „Ganztagsschule“, die den Hort ablösen soll. Doch in der Praxis knirscht es zwischen dem Bildungsressort und dem Sozialressort, zu dem die Kitas und die Hortangebote gehören, gewaltig. Etwa beim Fall Düsseldorfer Straße. Das ist umso kurioser, als die Einrichtungen praktisch Zaun an Zaun liegen.
Zwischen der Grundschule und der Kita Mühlheimer Straße mit 80 Hortkindern war immer klar: Die Küchenkräfte in der Kita kochen für die Schulkinder, die den Hort besuchen, mit. Inzwischen sind die Hortkinder als „Ganztagsschulkinder“ dem Bildungsressort zugeteilt, sie bekommen dennoch weiter ihr Mittagessen in der Kita. „Gerade in Blockdiek“, sagt Kita-Leiterin Sabine Hoborn, ist das gesunde Essen wichtig. 2,55 Euro muss das Bildungsressort für jedes Essen verrechnen, alles klar. Eine schriftliche Vereinbarung gab es darüber nicht.
Ende April jedoch bekam Schulleiter Hermann Stell einen Anruf : „Kita Bremen“, der neue Eigenbetrieb für die staatlichen Kitas, wird ab Sommer nicht mehr für die Ganztagsschüler kochen. Die Kita-Leiterin wusste davon nichts, der Schulleiter fiel aus allen Wolken. Beide hätten ihre Kooperation gerne fortgesetzt – aber trotz allen Geredes über „Autonomie“ haben beide schlicht nichts zu melden, wenn es um so gewichtige Fragen geht wie Essenskooperation.
In der Bildungsbehörde zwar reagierte man „erstaunt“ über die Aufkündigung der Kochkooperation, denn „wir sind bisher eine andere Zusammenarbeit gewohnt“, sagt der Sprecher von SPD-Senator Willi Lemke. „Absurder Quatsch“ sei da angerichtet worden, findet die grüne Bildungspolitikerin Anja Stahmann. „Schubladendenken“ der getrennten Ressorts herrsche, wo alle Zeichen auf Kooperation stehen müssten.
Kooperation jedoch ist ein großes Wort – um das es der Kita Bremen offenbar nicht ging. Dort jedenfalls spricht der zuständige Controller Piet Grosse von Personalüberhängen, die nun abgebaut würden. Die beiden Küchenkräfte, die in der Kita Mühlheimer Straße nicht für die Klientel des Sozialressorts kochen, sondern für das Bildungsressort, werden jetzt auf zwei frei gewordene Stelle anderswo versetzt. „Wir müssen ja Stellen abbauen“, so Grosse. Das stecke dahinter, anderswo bekomme eine befristet angestellte Kraft keine Vertragsverlängerung, fertig. Um die Frage, ob es nicht Sinn machen könnte, in einer gemeinsamen Kücheneinrichtung für Kita und Schule zu kochen, geht es nicht. Kita und Schule sind zwei Welten, gehören zu zwei getrennten und manchmal sogar verfeindeten Senatsressorts – und beim Essen hört der Spaß auf: Man spricht nicht miteinander. Drei Standorte sind betroffen, sagt Grosse, an denen ohne vertragliche Regelung de facto für Schulkinder gekocht wurde. So gravierend wie für die Düsseldorfer Straße sind die Folgen der Kündigung für die beiden anderen Schulen allerdings nicht.
Ließe sich das Problem nicht durch einen neuen Vertrag lösen? Das Thema Essen gehöre nicht zu seinen Kompetenzen, sagt der Schulleiter. Dafür ist die Behörde zuständig. Eigentlich darf er ohne Genehmigung auch nicht mit der Presse reden und sich schon gar nicht sich um die Essensversorgung seiner Schüler kümmern. So weit geht die Schulautonomie nicht.
Für Piet Grosse von Kita Bremen ist die Rechnung einfach: 2,55 Euro reichen gerade für die Anschaffung der Nahrungsmittel, nicht aber für die Personalkosten. Die Personalkosten aber zahlt das Bildungsressort nicht. Denn dann würde das Essen mindestens 3,50 Euro kosten und bei den privaten Caterern gibt es das billiger – die kommen mit Preisen von wenig mehr als 2,50 Euro aus. Wie machen die das? „Mit Sicherheit können die das billiger“, sagt Grosse – mit 400-Euro-Jobs und demnächst vielleicht bald mit 1-Euro-Jobs: „Wir sind kein Ersatzcaterer, weil wir ordentlich bezahlen“, stellt er fest. Vielleicht geben die auch für die Qualität des Essens nicht so viel aus.
Klaus Wolschner