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Archiv-Artikel

Pipeline-Leck gefährdet Spießflughuhn

ÖLPEST Rohöl verseucht Naturreservat in der französischen Provence. Umweltschützer wollen klagen

MARSEILLE afp | Nach der Verschmutzung eines südfranzösischen Naturschutzgebietes durch 4.000 Kubikmeter Öl aus einer Pipeline wollen Umweltschützer Klage einreichen. Der örtliche Vogelschutzverband LPO bezeichnete den Vorfall in dem Reservat Coussouls de Crau am Wochenende als „Umweltverbrechen“, das nicht unbestraft bleiben dürfe. Die Behörden wollen ein Umweltgutachten zu der Verschmutzung erstellen lassen.

Das Öl war am Freitag aus einer Pipeline ausgelaufen, die seit 1971 Rohöl nach Karlsruhe in Deutschland und Cressier in der Schweiz transportiert. Sobald das Ausmaß des Schadens klar sei, werde die LPO Klage einreichen, sagte der Chef der regionalen LPO-Gruppe, Benjamin Kabouche. Bei solchen Katastrophen sei aber mit jahrelangen Verfahren zu rechnen.

Staatssekretärin Chantal Jouanno sprach von einem „ökologischen Desaster“. Die Staatsanwaltschaft in Tarascon leitete Ermittlungen gegen die Betreiber der Pipeline ein.

Das ausgetretene Rohöl verseuchte eine Fläche von zwei Hektar. In dem Naturschutzgebiet östlich von Arles leben zahlreiche Arten, die aus der afrikanischen Steppe stammen, darunter seltene Vögel wie das Spießflughuhn und Heuschrecken. Kabouche kritisierte, dass die Leitung „durch halb Frankreich verläuft und dabei wesentlich durch naturbelassene Gebiete führt“. Die Umweltorganisation Greenpeace forderte bessere Sicherheitsmaßnahmen.

Die Reinigungsarbeiten an der Oberfläche des verschmutzten Bereichs wurden am Samstag eingestellt. Nach dem Abpumpen des Öls sollte am Sonntag eine Messung ermitteln, bis zu welcher Tiefe das Öl in den Boden gesickert ist. Erst danach wollte der Betreiber der Pipeline, das Unternehmen SPSE, über den möglichen Aushub von zwei Hektar Boden entscheiden.

Die Behörden des Départements Bouches-du-Rhône kündigten ein ökologisches Gutachten an, um die Folgen der Ölverseuchung für Boden, Flora und Fauna des Naturparks zu untersuchen. Das 2001 eingerichtete Reservat Coussouls de Crau mit einer Fläche von 7.400 Hektar befindet sich nordwestlich des Etang de Berre, eines großen Binnengewässers mit Verbindung zum Mittelmeer.