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Archiv-Artikel

Ein Platz für Paula Karpinski

ANERKENNUNG Die Aussichtsplattform vor der Jugendherberge soll nach der SPD-Senatorin benannt werden, die 1950 verhinderte, dass dort ein lukratives Hotel entstand. Neue Datenbank für Frauenbiografien

Von PS

Es ist ein schöner Platz hier oben. Nicht groß, ein kleines Rondeel – dafür mit exquisitem Blick auf den Hamburger Hafen. Hier: Das ist die Jugendherberge am Stintfang, die da eigentlich gar nicht stehen sollte. Ursprünglich wollte der Senat dort nämlich ein lukratives Hotel bauen.

Doch das verhinderte Paula Karpinski, die erste nach 1945 in ein deutsches Landeskabinett berufene Frau: Seit 1946 Jugendsenatorin, plädierte sie 1950 vehement dafür, am Elbhang eine Jugendherberge einzurichten. Die Senatskollegen stellten sich quer: Im Nachkriegsdeutschland habe der Wiederaufbau, mithin die Wirtschaft Vorrang.

Irgendwann fand Karpinski endlich das schlagende Argument: „Die Jugendherberge ist der Ort, zu dem viele junge Menschen aus allen Ländern kommen. Sie sehen auf den Hafen und sind begeistert. Wenn sie älter werden, kommen sie wieder und sind dadurch für Hamburg ein Wirtschaftsfaktor.“ Das zog: Der Weg für die Jugendherberge war frei.

Wem diese ihre Existenz verdankt, weiß allerdings heute kaum noch jemand. Auf der Homepage des Hauses etwa findet sich kein Wort zu seiner Geschichte.

Das soll jetzt anders werden: Auf Initiative von Rita Bake von der Hamburger Landeszentrale für politische Bildung hat der Bezirk Mitte im Dezember den Antrag gestellt, den Herbergs-Vorplatz „Paula-Karpinski-Platz“ zu nennen. „Uns war es ein Anliegen zu zeigen, dass viele Errungenschaften, die heute selbstverständlich sind, oft von einzelnen Menschen hart erkämpft wurden“, sagt der SPD-Bezirksabgeordnete Arik Willner.

„Wenn man bedenkt, dass 2010 eine Treppe nach dem Immobilienbesitzer Willi Bartels, dem ,König von St. Pauli‘, benannt wurde, ist es angemessen, endlich auch Paula Karpinski zu würdigen“, findet auch Rita Bake.

Bereits mit 14 Jahren war Karpinski in die SPD eingetreten. 1933 hielten die NS-Machthaber sie einige Tage lang fest, 1944 saß sie wegen ihres Kontakts zu illegalen Gruppen nochmals für sieben Wochen im KZ Fuhlsbüttel ein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte Karpinski als Jugendsenatorin für Kinderbetreuungseinrichtungen sowie für die Heime für die vielen elternlosen Jugendlichen, die aus dem Krieg zurückkamen. Dabei sei sie als einzige Frau im Senat stets fair behandelt worden – wenn es ihr auch schwer gefallen sei, Niederlagen zu verkraften. Aber: „Mit der Zeit wird man stärker“, erzählte sie später.

Mit einem Paula-Karpinski-Preis fördert die SPD-Bürgerschaftsfraktion seit mehreren Jahren Hamburger Jugendhilfe-Projekte.

Nachzulesen ist Karpinskis Vita in der Datenbank für Frauenbiografien, die die Landeszentrale gestern online gestellt hat. Wenn alles gut geht – und dafür spricht einiges – wird im Mai die letzte Hürde für ihre Würdigung genommen: der Senatsbeschluss pro „Paula-Karpinski-Platz“. PS