: Mit alten Problemen ins neue Schuljahr
In drei Bundesländern beginnt der Unterricht. Der Lehrkräftemangel stellt die Ministerien vor Probleme
Von Ralf Pauli
Für einen Teil der Schüler:innen sind die Sommerferien schon vorbei. Am Montag startete in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen das neue Schuljahr. Für die drei zuständigen CDU-Bildungsminister ist der hohe Unterrichtsausfall die wohl drängendste Baustelle. In Sachsen und Thüringen fällt nach jüngsten Zahlen im Schnitt jede zehnte Stunde aus. In Sachsen-Anhalt liegt die Unterrichtsabdeckung aktuell bei knapp 94 Prozent – für bestimmte Schulformen und Regionen auch deutlicher darunter.
An einzelnen Schulen sei die Situation „prekär“, räumte Sachsen-Anhalts neuer Bildungsminister Jan Riedel ein. Der frühere Schulleiter hat Ende Juni das Amt von Eva Feußner (ebenfalls CDU) übernommen. Feußner hatte sich mit Maßnahmen wie der sogenannten Vorgriffstunde, die Lehrkräfte zu Mehrarbeit verpflichtet, unbeliebt gemacht. Als sie jüngst noch die Skikurse streichen wollte, setze Ministerpräsident Reiner Haseloff Feußner kurzerhand ab.
Ihr Nachfolger hat nun einen 14-Punkte-Plan vorgelegt und „spürbare Verbesserungen für den Schulalltag“ versprochen. Unter anderem sollen „Pädagogische Unterrichtshilfen“ die oft stark unterversorgten Sekundar-, Gemeinschafts- und Gesamtschulen unterstützen und „innovative Lernformate“ wie Online- und selbst gesteuertes Lernen ausgeweitet werden – zunächst auf neue Modellschulen. Was Riedels Arbeit erschwert: Sachsen-Anhalt hat bundesweit die älteste Lehrer:innenschaft, mehr als die Hälfte ist über 50. Entsprechend viele Lehrkräfte gehen jedes Jahr in Pension. Auch für das neue Schuljahr liegt die Zahl der Abgänger:innen (über 1.000) höher als die der neu eingestellten Lehrer:innen (923).
Anders ist das in Thüringen. Dort verkündete Bildungsminister Christian Tischner (CDU) am Montag, dass es „erstmals gelungen sei, 500 Kolleginnen und Kollegen mehr einzustellen, als in den Ruhestand gehen“. Dennoch bleiben im Freistaat laut Tischner im neuen Schuljahr zwischen 500 und 600 Stellen unbesetzt. Auch in Sachsen reichen die Neueinstellungen nicht, um den Unterricht abzudecken. Bildungsminister Conrad Clemens (CDU) kündigte deshalb Abordnungen von Grundschul- und Gymnasiallehrer:innen an Oberschulen an. Er baut zudem auf die geburtenschwachen Jahrgänge, die sich bereits bei der niedrigeren Zahl an Erstklässler:innen zeige.
Nach Hochrechnungen der Kultusministerkonferenz entspannt sich die Personalsituation an Schulen ab 2027, weil mehr frische Lehrkräfte von den Unis kommen als bisher.
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