HIER RUHT DER BACKENZAHN VON LEA ROSH IM BERLINER HOLOCAUST-MAHNMAL: DIE GRANDE DAME DES MAHNENS GIBT ALLES: „UNTEN LINKS 3/7“

An dieser Stelle beziehungsweise Stele des Berliner Holocaust-Mahnmals (siehe Pfeil) hat Lea Rosh am Donnerstag einen Backenzahn angebracht. Es sei „eine vorläufige Lösung“, betonte Frau Rosh, die den Backenzahn vor Kamerateams aus aller Welt mit einem Kaugummi an der glatten Seite eines Betonquaders festklebte. Die sympathische Grand Dame des Mahnens hatte es sich nicht nehmen lassen, die derzeit hohe Aufmerksamkeit der internationalen Medien zu nutzen, um ihre Public-Relations-Aktion der besonderen Art durchzuführen. Und so wurde sie denn wieder einmal von allen Seiten begeistert gefeiert für ihren Erfindungsreichtum, was Werbung in eigener Sache angeht. Vorhaltungen von absolut unerheblichen Randgruppen, dass es sich um eine pietät- und geschmacklose Idee handele, den Backenzahn eines Holocaust-Opfers auf diese Art zu verewigen, wehrte die Mutter des Mahnmals wie gewohnt mit Chuzpe und Nonchalance ab: Denn schließlich „müsse“, wie Frau Rosh im Vorfeld der Zahnlegung völlig zu Recht erklärte, „ein Zahn nach jüdischem Glauben sogar beerdigt werden“. Ein organisatorisches Problem, das sich leider ergab, löste Frau Rosh prompt und souverän. So kurzfristig, nachdem sie ihre grandiose Idee der Öffentlichkeit mitgeteilt hatte, ließ sich kein geeigneter Backenzahn eines verstorbenen Holocaust-Opfers beschaffen. Und die Überlebenden hatten entweder inzwischen Gebisse oder waren nicht bereit, einen Zahn zu opfern. So trat die große Lea Rosh mutig die Flucht nach vorn an und vollendete ihr Ansinnen höchstselbst: Lea Rosh opferte einen eigenen Backenzahn („unten links 3/7“) und begrub damit symbolisch einen Teil ihrer Person in ihrem Holocaust-Mahnmal, für das sie sowieso schon ihr halbes Leben gegeben hat. MIR FOTO: AP