Diskutieren statt blechen

Preiserhöhung für S-Bahnen wären der falsche Weg

VON BERT SCHULZ

Sehr wahrscheinlich beschließt der Aufsichtsrat des Verkehrsverbunds Berlin Brandenburg (VBB) am heutigen Donnerstag, die Ticketpreise für Busse, U- und S-Bahnen zu erhöhen. Im Gespräch sind 10 Cent mehr für einen Einzelfahrausweis, die Kosten für eine Monatskarte für den Tarifbereich AB könnten von 74 auf 76 Euro steigen. Das ist nicht viel. Aber es ist dennoch eine völlig falsche Entscheidung.

Dass aufgrund der fortdauernden Ausfälle bei der S-Bahn ein wesentlicher Teil des öffentlichen Nahverkehrs nicht funktioniert, ist keine neue Erkenntnis. Aber allein deswegen wäre die Preiserhöhung ein Affront.

Scheitern als Chance

Die Krise bei der S-Bahn hat jedoch auch ihr Gutes: Nach Jahren des Zauderns legte der Senat eine härtere Gangart gegenüber der Deutschen Bahn, der die S-Bahn gehört, ein – und geht eine Teilausschreibung nun ernsthaft an. Gleichzeitig hat das Volksbegehren „Rettet die S-Bahn“, das genau diese Teilausschreibung nicht will, die erste Stufe geschafft. Auch wenn fraglich ist, ob das Begehren nicht an juristischen Problemen scheitert: Die Stadt ist auf dem Weg, eine Debatte über die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs zu führen. Dazu gehört nicht nur die Frage des Angebots, sondern auch, wie viel den Berlinern die Mitarbeiter auf Bahnsteigen und in Zügen wert sind, wie viele es geben sollte und was sie verdienen. Das Ergebnis dieser Debatte dürfte Folgen für die BVG haben, den anderen Anbieter.

Jetzt die Ticketpreise zu erhöhen wäre ein Zeichen, dass genau diese Debatte nicht erwünscht ist. Wer Mitbestimmungsrechte der Bürger hingegen ernst nimmt, sollte sich für ein Preismoratorium einsetzen, bis die Diskussion beendet ist. Hier ist nicht nur der Senat in der Pflicht, sondern auch die – staatlichen! – Verkehrsunternehmen.