Erster Jahrestag der Proteste: Kämpfe und Demonstrationen

SYRIEN II Das Regime erhöht den Druck auf die Gegner. 1.000 fliehen in die Türkei. Dutzende Tote in Idlib

BEIRUT dapd/rtr/dpa/taz | Anlässlich des ersten Jahrestags des Beginns der Proteste gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad sind am Donnerstag Tausende Regimeanhänger in Damaskus auf die Straße gegangen. Gleichzeitig verstärkten die Regierungssoldaten ihre Präsenz in den Oppositionshochburgen, wo Großkundgebungen gegen Assad geplant waren.

Oppositionelle warfen dem Regime vor, Menschen zur Teilnahme an Pro-Regierungs-Demonstrationen zu zwingen. Bei der Kundgebung in Damaskus am Donnerstag protestierten die Assad-Anhänger gegen die nach ihrer Ansicht seit einem Jahr andauernde Verschwörung gegen ihr Land. Sie werfen ausländischen Kräften und Terroristen vor, hinter den Unruhen zu stecken. Die Syrer gingen erstmals Mitte März des vergangenen Jahres auf die Straße, um politische Reformen einzufordern.

Immer mehr Menschen fliehen angesichts der Lage in die Nachbarländer. Innerhalb von nur 24 Stunden seien mehr als 1.000 Syrer in die Türkei geflohen, sagte der türkische Außenministeriumssprecher Selcuk Ünal am Donnerstag. Damit seien nun mindestens 15.000 syrische Flüchtlinge im Land. Den Vereinten Nationen zufolge sind seit Beginn der Proteste mehr als 8.000 Menschen ums Leben gekommen.

Am Donnerstagmorgen wurden aus drei Stadtteilen der Hauptstadt Damaskus Gefechte zwischen den Regierungstruppen und oppositionellen Kämpfern gemeldet. Der Nachrichtensender al-Dschasira veröffentlichte ein Video, in dem bewaffnete Gegner des Regimes aus der Ortschaft Duma die Freilassung aller Gefangenen aus Duma fordern. Die Bewaffneten drohten, einen angeblich von ihnen gefangen genommenen General der Armee zu töten, falls diese Forderung nicht binnen 72 Stunden erfüllt werden sollte.

Nahe der syrischen Stadt Idlib sind am Donnerstag nach Angaben von Aktivisten mehr als 20 Leichen mit Spuren schwerer Folter entdeckt worden. Wie die im Exil ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, waren den insgesamt 23 getöteten Menschen die Augen verbunden und die Hände gefesselt worden. Sie starben durch Kopfschüsse.

Ein Jahr nach Beginn der Massenproteste in Syrien haben 200 Nichtregierungsorganisationen aus 27 Ländern eindringlich ein Ende der Gewalt im Land gefordert. Der UN-Sicherheitsrat werde aufgefordert, schnellstens eine Resolution zu verabschieden, die ein Ende des Blutvergießens verlange, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Erklärung. Die internationalen Organisationen forderten in ihrer Erklärung ein sofortiges Ende der Bombardierung ziviler Stadtteile, willkürlicher Festnahmen und der Folter. Humanitäre Helfer, Journalisten, internationale Beobachter und Vertreter von Menschenrechtsgruppen müssten ungehinderten Zugang zu den Konfliktgebieten erhalten. GB