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Archiv-Artikel

Ebola und Araber

Wie die gesellschaftliche Islam-Paranoia eine Familie auf die Probe stellt: „Folgeschäden“ (22.45 Uhr, Arte)

Maya und und der Algerier Tariq sind seit Jahren verheiratet, haben gute Jobs, eine schicke Altbauwohnung und einen zuckersüßen Sohn. Doch plötzlich wird Tariq von der Polizei verdächtigt, zu der terroristischen „Hamburger Zelle“ zu gehören: Ein Foto zeigt ihn auf der Hochzeit von Said Bahaji, einem der Drahtzieher des 11. Septembers. Die Polizei bedrängt die kleine Familie von da an täglich. Freunde, Kollegen und Verwandte beginnen, ihre Vorbehalte gegen alles Islamische zu zeigen. Und schließlich wird auch Maya skeptisch.

Eine fatales Szenario aus vorschnellen Verdächtigungen und Misstrauen, das in der hilflos auf den islamistischen Terrorismus blickenden deutschen Gesellschaft gut vorstellbar ist. Und auf jeden Fall Stoff für einen richtig guten Film. Herausgekommen ist nicht mehr als ein solider Fernsehkrimi. Die Handlung entwickelt sich vorhersehbar: Tariq ist Wissenschaftler, die moderne Maya natürlich was Kreatives, nämlich Art-Direktorin bei einer Zeitschrift. Die ersten Minuten müssen erst mal zeigen, was für ein aufgeklärter Araber Tariq ist. Also spielt er Vampir mit seinem Sohn, Schach mit seiner Frau, diskutiert mit ihr dabei besonnen über den Islam und trinkt einen Finger breit Whiskey dazu.

Dann stolpert auch schon der ermittelnde BKA-Mann in Mayas Büro: „Ihr Mann kann da in was reingerutscht sein“ usw. Wenige Filmminuten später wird Sohnemann in der Schule als „Terroristen“-Brut gepiesackt, ein unheimlicher Freund aus dem Iran steht unangemeldet vor Tariqs Tür und zu allem Überfluss verschwinden auch noch Ebola-Viren aus dessen Labor. Dazu gibt es kühle Großstadtfarben, schnelle Schnitte und jede Menge bedrohlicher Krimimusik.

Ein echter Glücksfall für den Film ist Mehdi Nebbou (Foto) als Tariq. In einem Moment strahlt sein ganzes Gesicht zärtlich, weich und verliebt, im nächsten ist da nur noch Kälte und Verbissenheit, die ihn fremd und unberechenbar erscheinen lassen. Doch im akustischen und visuellen Hin und Her geht diese Leistung oft unter. Schade, aus der Filmidee hätte mehr werden können. ANNE SEITH