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„Aus dem Auto angehupte Frau“

Das Wahrheit-Interview: Bromantasy-Autor Yarros Rebec schreibt einfühlsame Liebesromane für Misogyne

Realistische Frauenfiguren sind dem Autor sehr wichtig Foto: reuters

Interview Ernst Jordan

Der 46-jährige Ron Schubert, alias Yarros Rebec, empfängt uns in seinem „Wortatelier“, einem ehemaligen Vorratskeller im Haus seiner Eltern in Quedlinburg. Während des Interviews kommt Rebecs Mutter mehrmals herein, um Apfelspalten oder Möhrchen zu bringen. Jedes Mal wirft Rebec sie brüsk hinaus, bevor er sich über das Essen hermacht, ohne etwas anzubieten.

taz: Fangen wir grundsätzlich an: Warum der Name Yarros Rebec?

Yarros Rebec: Mit der Romantasy-Autorin Rebecca Yarros hat der gar nichts zu tun. Yarros fand ich einfach besonders männlich. Und „Rebec“ erinnert mich an meinen Lieblingsautoren Herrn von Ribbeck der „auf Ribbeck im Havelland“ geschrieben hat. Und an meinen Lieblingsfilm „Riddick: Chroniken eines Kriegers“.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Ich wusste schon immer, wie wertvoll meine Gedanken sind und dass die Welt von ihnen erfahren muss. Und natürlich: Um Frauen zu zeigen, dass Männer bessere Romanzen schreiben.

Aber tun sie das denn? Ebenso wie Romantasy dient auch Ihre Bromantasy doch oft nur als Vehikel für ausgedehnte und schwülstige Sexszenen.

Das mag sein. Aber bei Romantasy geht es immer nur um so einen Quatsch wie Verlangen und Vertrauen, das Erkennen unausgesprochener Wünsche, die gefährliche Wanderung auf dem schmalen Grat zwischen Zärtlichkeit und Hingabe. Wer soll dabei denn Bock auf Bumsen kriegen?

Können Sie uns eine Szene aus Ihrem Œuvre vorlesen, die Ihre Vorstellung von einer guten Sexszene trifft?

Natürlich. Der Text stammt aus meinem Erstlingswerk „Iron Flame – Am Webergrill wird’s heiß“: „Voller als ihre Lippen war nur ihr voller Busen – und sie selbst, denn sie war ziemlich voll. Wogegen sie sich im Büro immer verwehrte, sollte heute geschehen. Ihr üppiger Busen sprang beinahe aus dem vor Bratensaft kaum noch sichtbaren Top. ‚Mein Smoker hat die ja echt angemacht’, dachte ich noch und …“

Danke. Das reicht leider voll und ganz.

“… und dann wurde auch schon gebumst.“ So. Das musste noch raus.

Stilistisch gehen Ihre Bücher neue Wege. Klassische Tropen wie „Enemies to Lovers“ gibt es kaum. Warum nicht?

Feinde sind zum Töten da, nicht zum Lieben. Meine Geschichten sind realistischer: „Aus dem Auto angehupte Frau to Lovers“ zum Beispiel. Oder statt des einfallslosen Love Triangles gibt es in meinem Vatikan-Thriller „Jesús Guerres und seine zwölf jüngeren Frauen“ ein Love Dodekagon.

An den Erfolg, den Romantasy in den sozialen Medien hat, können Sie aber nicht anknüpfen.

Täuschen Sie sich mal nicht. Auf Twitter und 4chan gehen meine Posts sehr gut. Viele junge Männer haben einfach erkannt: Frauen nerven. Deshalb wird auch mein nächster Roman „Die Ketten unserer Ehre“ wieder ohne Frauen auskommen.

Stattdessen geht es um was?

Um das, was Bromantasy ausmacht: unausgesprochene Wünsche, die jeder Mann hat: die eigene Frau verlassen und mit einer drallen sexsüchtigen Jungfrau durchbrennen. Ohne Frau in Ruhe Fußball gucken. Mit muskulösen Freunden im Wald ringen und ihre trainierten Körper bewundern. Generell etwas ohne Frauen machen.

Könnte das der Grund sein, warum Ihre Bücher zum Teil auch in der schwulen Community Anklang finden?

Lächerlich! Männer, die mit Männern Männerdinge tun, weniger schwul geht es ja wohl nicht! Oder ist die Dartnovelle „Third Leg – um Schaft und Spitze im Ally Pally“ etwa schwul? Oder der Anglerroman „Angebissen – Zwei Freunde kreuzen heimlich Ruten“? Oder das Trader-Epos „Guy van Strong – Bulle sucht Bullenmarkt“? Ich bitte Sie!

Na gut, wie Sie meinen. Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Sie beschäftigen sich beruflich so viel mit … Liebe. Wie wirkt sich das auf Ihre private Einstellung dazu aus?

Nun, also eine Frau, die meinem acquired taste genügt hätte, ist hier noch nicht vorstellig geworden. Aber ich könnte keine Bromantasy schreiben, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass Liebe uns ständig umgibt. Schauen Sie sich an, wie viele Videos es allein auf Pornhub gibt.

Ob das alles Liebe ist? Sind Sie eigentlich auf der „Venus“?

Da habe ich leider Hausverbot, wie auf allen Sexmessen. Sie verstehen.

Nur zu gut. Herr Rebec, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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