: „Bürgerbeteiligung fehlt“
Neustädter fordern Erhalt der Stadtwerder-Bäume
Die Diplom-Biologin ist Mit-Initiatorin der Neustädter Interessengemeinschaft Kleiner Stadtwerderwald.Foto: Privat
taz: Frau Urbschat, was ist mit dem Stadtwerder-Grün geplant?
Iris Urbschat: Im Wald beim Baugebiet an der umgedrehten Kommode sollen zwei Sichtachsen bis zur kleinen Weser entstehen. Außerdem will man ihn für drei zusätzliche Wege zerschneiden.
Warum?
Offiziell, um das neue Wohngebiet an die Neustadt anzuschließen und sichtbar zu machen. Unserer Meinung nach, um den künftigen Villenbesitzern Seeblick zu garantieren.
Fordern Sie Ausgleichsflächen?
Nein. Es ist auf dem Stadtwerder bei der Hochschule für Nautik zum Ausgleich eine Grünfläche mit Kinderspielplatz geplant. Das soll auch ruhig gemacht werden – es ist aber selbstverständlich, dass in Neubaugebieten einzelne Bäume gepflanzt werden. Den einmaligen Wald, den die Neustädter intensiv nutzen, kann das nicht ersetzen.
Was macht ihn einmalig?
Das dichte Unterholz ist ein idealer Lebensraum für Tiere, sogar Fledermäuse fühlen sich dort zu Hause. Der Wald muss erhalten bleiben – wir haben in der Neustadt ohnehin nur wenig Grün.
Um wie viele Bäume geht es?
Zahlen kennen wir nicht, Pläne und Gutachten dürfen wir nicht einsehen. Im Bauausschuss wurde die Landschaftsplanung bereits besprochen – aber die Sitzung war nicht öffentlich. Wir hätten unser Anliegen dort gerne vorgestellt, wurden aber nicht eingeladen. Auch der Beirat wollte es nicht in die Tagesordnung aufnehmen. Bürgerbeteiligung fehlt.
Haben Sie Vorbehalte gegenüber den neuen Nachbarn – Villenbesitzer, wie Sie sie nennen?
In der Politik werden Fehler gemacht, durch die sich die Stimmung in diese Richtung entwickelt. Die Häuser werden kommen – dagegen intervenieren wir auch nicht. Dehnt man so ein teures Wohngebiet aber immer mehr in den öffentlichen Raum aus, stößt das viele Anwohner vor den Kopf. Das halten wir für politisch unklug. Interview: AG
Ortsbegehung, 16 Uhr, Treffpunkt Fußgängerbrücke am Werdersee