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taz🐾lage

Und alles wirkt so harmonisch

Vielleicht kennen Sie, liebe Leser*innen, das von Ihrem Job: Es gibt eine Filiale, ein Produkt, jedenfalls irgendeinen Moment, in dem die Früchte der Arbeit auf die Kundschaft stoßen. Wenn man die fragt, äußert sie sich höchst zufrieden: alles super, gerne wieder! Im Hinterzimmer aber herrschen Zeter und Mordio: Ärger mit dem Chef, Streit mit Kolleg*innen, Diskussionen über kleinste Details werden zu großen Konflikten, und ständig geht’s natürlich ums Geld.

Neulich meinte eine befreundete Kollegin von einem konkurrierenden Medium zu mir, sie beneide uns um unsere Nahost-Berichterstattung. Wir hätten so tolle Berichte sowie unterschiedlichste Perspektiven in guter Gewichtung. Die Leserschaft bekomme umfangreiche Informationen und zudem ein breitest­mögliches Bild vom linken Diskurs. Und alles wirke so harmonisch.

Dabei ringen wir jeden Tag. Was weiß sie von den Diskussionen in unseren Konferenzen – und jenen abseits davon? Von seitenweise ausgetragenen Meinungsunterschieden in Mails und Chats? Was ahnt sie von der Frustration mancher Re­dak­teu­r- und Autor*innen? Und von dem erheblichen Stress und der Gefahr, denen jene ausgesetzt sind, die für uns vor Ort aus Israel, Gaza, Libanon oder Jemen berichten?

Mutmaßlich wenig. Aber muss sie das? Die Kollegin fragt nach, wie es bei uns so läuft, „beim Thema Nahost“. Ich denke: alles super, gerne wieder. Konstantin Nowotny

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