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Archiv-Artikel

Langsam aufwärts

KONJUNKTUR Die Wirtschaft in Deutschland wächst erstmals seit einem Jahr wieder – um 0,3 Prozent

WIESBADEN/BERLIN afp/dpa | Die Abwärtsfahrt der Wirtschaft in Deutschland ist vorerst beendet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), also die Summe aller hierzulande produzierten Waren und Dienstleistungen, legte im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal überraschend um 0,3 Prozent zu. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Eine schnelle Erholung der Wirtschaft zu alter Stärke ist allerdings unwahrscheinlich: Im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2008 fiel das BIP 7,1 Prozent geringer aus. Rechnet man ein, dass es in diesem Jahr drei Arbeitstage weniger gab, kommt man immer noch auf einen Rückgang von 5,9 Prozent.

Die Wirtschaftsleistung war in Deutschland zuvor vier Quartale in Folge geschrumpft. Den stärksten Einbruch erlitt das BIP in den ersten drei Monaten dieses Jahres: Von Januar bis März war die Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft.

Vor allem der Konsum der Verbraucher und die Ausgaben des Staates hätten die deutsche Wirtschaft angetrieben, teilte die Statistikbehörde mit. Auch die Importe, die preisbereinigt noch deutlich stärker abnahmen als die Exporte, leisteten ihren Beitrag zum leichten Plus.

Die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal wurde von 40,2 Millionen Erwerbstätigen erbracht, 25.000 weniger als im Vorjahr. Die Krise hat sich bislang nur wenig auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt, da viele Unternehmen kurzarbeiten.

Eine Million Jobs weg

Der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, Christian Dreger, nannte die BIP-Zahlen „eine positive Überraschung“. Allerdings habe sich die Produktion zunächst einmal lediglich stabilisiert. Der Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, Christoph Schmidt, sagte, trotz der Trendwende würden bis Ende 2010 etwa eine Million Frauen und Männer zusätzlich ihre Jobs verlieren. „Wir sind noch lange nicht bei einem Wachstum, das die Beschäftigung stabil hält oder sogar steigen lässt.“

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