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Kabul-AbschiebungenHelfer kritisieren neue „Irrtümer“

Bashir Ahmed Bashiri ist offenbar kein Einzelfall: Wie berichtet wäre der Afghane beinahe aus Hamburg abgeschoben worden, obwohl er nicht zu den Flüchtlingen gehört, deren „Rückführung“ die Innenbehörde aktuell angekündigt hat. Der Abschiebung war der Student nur entgangen, weil die Behörde nach entsprechenden Presseberichten „einen Fehler“ einräumte. Wie der Hamburger Flüchtlingsrat und das „Netzwerk Afghanistan Info“ gestern berichteten, gibt es mindestens zwei weitere Afghanen, denen fälschlicherweise Abschiebung angedroht worden ist.

Innensenator Udo Nagel (parteilos) hat stets versichert, es würden zunächst nur jene allein stehenden Männer zwangsweise zurückgeflogen, die erst höchstens sechs Jahre hier sind. Bashiri aber lebt bereits neun Jahre in Hamburg. So lange ist nach eigenen Angaben auch Naqieb Panjschiri schon hier, dem die Ausländerbehörde ebenfalls eine Vorladung schickte. In dem Papier, das der taz vorliegt, wird dem 23-Jährigen „die Abschiebung ab dem 01.05.2005“ angekündigt. Er gehöre zur Gruppe allein stehender männlicher Erwachsener, die zunächst „zurückgeführt werden sollen“. Panjschiris Anwalt hat dagegen Widerspruch eingelegt. Auch der 32-jährige Solin Nawabi wurde dem Flüchtlingsrat zufolge gestern in die Ausländerbehörde zitiert. Der zuständige Sachbearbeiter habe die Vorladung jedoch zerrissen, weil er festgestellt habe, dass der Mann bereits seit acht Jahren hier lebt. Flüchtlingsrat-Sprecherin Conni Gunßer kritisierte: „Entweder die Ausländerbehörde kann ihre eigenen Zahlen nicht lesen, oder die ‚Irrtümer‘ haben wirklich Methode.“

Die Behörde selbst war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen. wei

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