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Archiv-Artikel

Jammer um die Eichen

SPD und CDU in Horn-Lehe kritisieren das CDU-geführte Bauressort – weil der Ausbau der Linie vier weiteren 30 Bäumen das Leben kostet

Die Fällung der alten Eichen am Langen Jammer ist ein „Skandal“, schimpft CDU-Beiratssprecher in Horn, Stefan Quaß

Bremen taz ■ Die SPD in Beirat Horn-Lehe ist „furchtbar verärgert“, die CDU spricht sogar von einem „Skandal“. Anlass des Streits mit dem CDU-geführten Bauressort sind bevorstehende Baumfällaktionen entlang der Lilienthaler Heerstraße. Noch 2002 hatte die Behörde versprochen, die Eichen am Langen Jammer könnten erhalten bleiben.

In den kommenden Wochen fallen nach Angaben von Bauressort-Sprecher Holger Bruns vier bis sechs Bäume der Kettensäge zum Opfer – weil sie teilweise „massiv geschädigt“ seien und dem weiteren Ausbau der Straßenbahnlinie vier nach Borgfeld im Wege stehen. SPD und CDU im Beirat sprechen sogar von einem Dutzend alter Eichen, die akut bedroht seien.

Es müssten „Sofortmaßnahmen“ eingeleitet werden, begründet Ralf Möller von Stadtgrün Bremen die Baumfällaktion – „um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten“. Wie viele Eichen gefällt würden, stehe aber noch nicht fest, so Möller. Sicher sei nur, dass „längerfristig“ 25 weiteren Eichen die Abholzung droht. Die CDU in Horn-Lehe ist entsetzt: „Wir nehmen das bestürzt zur Kenntnis“, sagt Stefan Quaß (CDU), Sprecher der CDU-Beiratsfraktion.

Für Holger Bruns hingegen kommt die Ankündigung von Stadtgrün „nicht überraschend“. Man habe schon früher auf die „erheblichen Risiken“ für die Eichen entlang den Gleisen hingewiesen. Der Erhalt der Bäume sei von Anfang an „zweifelhaft“ gewesen, betonte Bruns.

Die CDU in Horn-Lehe will sich damit nicht zufrieden geben. Die Versprechungen des Bauressorts seien „nichts weiter als eine Beruhigungspille“ für Anwohner und Bevölkerung gewesen, kritisierte Quaß: „Hier ist den Bürgern offenkundig Sand in die Augen gestreut worden.“

Quaß verweist auf die Planungsunterlagen aus dem Bauressort. Dort heißt es wörtlich: „Die Gleisbaumethode hat auf die vorhandenen Bäume Rücksicht zu nehmen.“ Methoden, die den Wurzelbereich der vorhandenen Bäume schädigen, „sind nicht anzuwenden“.

Schon beim Bau der Linie vier in der Lilienthaler Heerstraße, so Quaß, wurden rund 130 mitunter sehr alte Bäume gefällt. Insgesamt stehen auf der rund 3,3 Kilometer langen Strecke rund 300 Eichen, schätzt Bruns. Dass einige davon jetzt gefällt werden müssen, will Bruns nicht den Bauarbeitern anlasten. Man mache es sich „zu leicht“, der Baufirma die Schuld in die Schuhe zu schieben, so Bruns, auch Regressforderungen stünden nicht im Raum. „Schuld hat die Linie vier“, so Bruns.

Einen Auftrag für Nachpflanzungen hat Stadtgrün noch nicht erhalten. Dennoch sicherte das Bauressort gestern Neupflanzungen zu. SPD-Beiratssprecher Dietmar Stadler hingegen hat Hoffnung, den alten Eichenbestand erhalten zu können. Er sei strikt „gegen das Abholzen“, so Stadler. Jetzt soll ein „Baum-Doktor“ helfen. Jan Zier