: „Operettenstaat“ mit schrillem Nachhall
Hans-Olaf Henkel erneuert seine Forderung nach einem Nordstaat und attackiert die Bremer Politiker
bremen taz ■ Der Konflikt zwischen dem Ex-Präsidenten des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, und Bremer Politikern geht in die dritte Runde. Henkel hatte in der taz Bremen als „Operettenstaat“ bezeichnet und den Sinn der Selbstständigkeit des Bundeslandes angezweifelt. Daraufhin hatten die drei Fraktionsvorsitzenden protestiert, die Vorsitzende des Haushaltsausschusses und grüne Fraktionschefin, Karoline Linnert, einen Brief an Henkel geschrieben und ihn in die Bürgerschaft eingeladen.
Nun sagt Henkel wegen Terminschwierigkeiten vorerst ab, legt in einem Brief an Linnert aber nach. Er habe mit der Wahl des Begriffs „Operettenstaat“ das Monopol für knackige Sprüche nicht den Politikern überlassen wollen. Für einen Nordstaat sollten sich die Politiker einsetzen, nicht für den Erhalt Bremens, fordert Henkel. „Aber solange die Verantwortlichen eines solchen Zwergstaates (Entschuldigung schon wieder!) vorgeben, unter den Folgen unserer Finanzverfassung zu leiden, aber dann nichts dagegen unternehmen, solange müssen sich dann diese Vertreter auch die Charakterisierung der schönen Stadt als „Operettenstaat“ anhören“, schreibt Henkel. Er steht für ein Gespräch weiter zur Verfügung: „Ich gehe keinem Streit aus dem Wege, der zur Bewusstseinserweiterung führen kann.“
„Mit Briefen ist jetzt nichts mehr zu machen“, erklärt Karoline Linnert, die ihre Einladung an Henkel aufrechterhält und sich mit den Vorsitzenden der anderen Fraktionen auf einen neuen Terminvorschlag verständigen will. Zum Ton des Briefes will sie nichts sagen. „Nur so viel: Herrn Henkel hat es noch nie an Selbstbewusstsein gemangelt. Ich bin trotzdem sicher, dass er nach einem Besuch hier manches anders sehen wird.“
Werner Alfke, Sprecher der SPD-Fraktion, ergänzt: „Der Brief stößt auf entschiedenen Widerstand des Fraktionsvorsitzenden Jens Böhrnsen.“ Durch die Aussagen des Bundespräsidenten bei seinem vorgestrigen Besuch fühle sich die Fraktion bestätigt, dass Bremen eigenständig bleiben müsse. Alfke ist sich sicher: „Nach diesem Brief ist es dringender denn je, dass Henkel nach Bremen kommt, um sich selbst ein Bild zu machen.“ ky