: Der Fritteuse fette Beute
In Ostwestfalen gehen die Altschmalzräuber um
Auch das Klaugewerbe weiß offenbar den Wert von Nachhaltigkeit und Recycling zu schätzen. „Unbekannte versuchen, Altfett zu entwenden“, berichtete die Kreispolizeibehörde Herford am Montag. „Mitarbeiter eines Schnellrestaurants“ hatten in der Fastfoodmetropole Löhne zwei schmierige Typen mit einem weißen Transporter erwischt, die sich an den randvollen Altfettmülltonnen der Frittüre zu schaffen machten. „Ohne das Diebesgut zu verladen, stiegen diese umgehend in den Transporter und flüchteten vom Gelände in Richtung Autobahn.“ Aber was macht den offenbar exorbitanten Wert des braunen Goldes mit den kartoffeligen Röstaromen aus? Gilt ostwestfälisches Gebrauchtfett mit zarter Pickert-Note als hochpreisige Delikatesse in Japan? Werden deutsche Gastro-Ölfelder von Musks Alchemisten geplündert und zu feinwürzigem Raketentreibstoff versotten? Tatsächlich wird altes Speisefett auch hierzulande zu Biodiesel aufbereitet, der wegen gestiegener Energiepreise zur gefragten Ressource geworden ist. In Löhne wurde einstweilen eine „Nahbereichsfahndung“ eingeleitet: Als Altfettsommeliers geschulte Polizeibeamte senken ihre sensiblen Nasen in die Auspuffe verdächtiger Fahrzeuge und rüsseln in den Rauchfahnen nach Spuren von Fritte und Krokette.
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