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Archiv-Artikel

Letztes Geschäft geschlossen: Hertie in Berlin ist Geschichte

EINKAUF Am Samstag schlossen die letzten beiden Berliner Filialen des einstigen Kaufhausriesen

Rotweiße Absperrbänder durchziehen weitläufige Verkaufsflächen. Zwischen leeren Regalen trotten vereinzelt Kunden hindurch. „Es ist deprimierend, besonders wenn man die lange Tradition der Hertie-Häuser kennt“, sagt Kundin Ilse Elgert. An diesem Samstag, dem letzten Verkaufstag, ist sie noch einmal in ihre Hertie-Filiale in Schöneberg gekommen. Sie hatte auf reduzierte Haushaltsware gehofft. Viel zu kaufen gibt es allerdings nicht mehr. Drei Tische mit Postkarten, Arztromanen, Strumpfhaltern und Trennblättern für Aktenordner stehen noch im Erdgeschoss – alles um 90 Prozent reduziert. Der glanzvolle Name Hertie verschwindet an diesem Samstag aus den deutschen Einkaufsstraßen. Und der Abschied der insolventen Kaufhauskette könnte trostloser kaum sein.

Wirkliche Schnäppchen lassen sich an diesem Tag in der Schöneberger Filiale nicht mehr machen. Die Glasvitrinen, in denen früher Schmuck und Uhren glänzten, sind leer. Manche Kunden fahren die Rolltreppe runter und auf der anderen Seite gleich wieder hoch.

„Der Ansturm hat sich heute in Maßen gehalten“, sagt Filialleiter Dirk Büttner, der seinen Laden schon um 12 Uhr geschlossen hat, weil sich der Verkauf nicht mehr lohnte. In der Filiale in Tegel ist die Nachfrage noch etwas größer: „Es waren mehr Kunden als Ware da“, sagt Leiter Michael Gosda. Doch um 14.30 Uhr ist auch hier Schluss.

Die Angestellten an den Kassen machen hingegen lange Gesichter. Auskunft wollen sie keine geben. „Die Stimmung ist sehr gedrückt“, sagt ihr Chef Büttner knapp. Daran ändern auch die warmen Worte des Insolvenzverwalters Biner Bähr nichts, die er der Belegschaft in einem internen Schreiben mit auf den Weg gab: „Mit Würde und Anstand haben alle ihr Bestes gegeben“, schreibt Bähr. Doch am Ende sei den Mitarbeitern der „verdiente Erfolg“ verwehrt geblieben. In Berlin stehen 260 Beschäftigte auf der Straße, bundesweit sind es zehnmal so viele. (dpa)