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Archiv-Artikel

Schächter verdient nur die Hälfte

ZDF-Intendant reagiert auf taz-Spekulation über sein Jahresgehalt, ohne genaue Zahlen. Wirtschaftsminister Clement fordert mehr Transparenz bei öffentlichen Unternehmen

Von KAN

BERLIN taz ■ Die Forderung nach mehr Transparenz bei den Managergehältern öffentlicher Unternehmen zeigt erste Wirkung. Nachdem das durch Rundfunkgebühren finanzierte ZDF noch am Mittwoch jeglichen Kommentar zum Gehalt seines Intendanten Markus Schächter verweigerte, sah es sich gestern zumindest zu einem Dementi genötigt: Herr Schächter verdiene „auf keinen Fall 500.000 Euro“, wie die taz auf ihrer gestrigen Titelseite geschätzt hatte. „Noch nicht einmal die Hälfte“, erklärte ZDF-Sprecher Walter Kehr. Verdient Schächter also 250.000? Als Hausnummer sei die Auskunft nicht zu werten, so Kehr.

In Folge des Kabinettsbeschlusses zur Offenlegung der Vorstandsbezüge von Aktiengesellschaften wächst nun auch der Druck auf öffentliche und halböffentliche Unternehmen, ihre Managergehälter offen zu legen. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) schloss sich gestern dem von Bundeskanzler Gerhard Schröder im Kabinett geäußerten Wunsch nach mehr Transparenz an. Er gehe davon aus, dass die großen Bundesunternehmen dem Weg der Aktiengesellschaften folgen, sagte Clement.

Betroffen wären unter anderem die KFW-Bankengruppe und die Deutsche Bahn AG. Deren Chef Hartmut Mehdorn lässt die Vorstandsgehälter in seinen Geschäftsberichten bislang nur wenig transparent als Gesamtsumme und nicht individuell ausweisen. Unbestätigten Schätzungen zufolge verdient der Bahn-Chef mindestens 650.000 Euro.

Wirtschaftsminister Clement will öffentliche Unternehmen allerdings nicht per Gesetz dazu zwingen, ihre Managergehälter zu veröffentlichen. Generell sei er dagegen, sich mit staatlichen Vorschriften in interne Angelegenheiten von Firmen einzumischen, erklärte Clement. Stattdessen setze er auf das Prinzip der Freiwilligkeit: Das aber hatte die Bundesregierung bereits bei den Aktiengesellschaften erfolglos angewandt. Erst als sich Topverdiener wie der Vorstandsvorsitzende von DaimlerChrysler, Jürgen Schrempp, einer Offenlegung verweigerten, erarbeitete Rot-Grün einen Gesetzesentwurf.

Ähnlich könnte das Prozedere auch im öffentlichen Bereich aussehen: Mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung zu mehr Transparenz könnten die Bundesunternehmen eine Diskussion „im Ansatz ersticken“, die am Ende zur zwangsweisen Offenlegung aller Bezüge führen könne, sagte Clement. KAN