: Wedelnmit dem Papst
Was unsere Träume mit Prominentenüber uns oder auch nicht verraten. Und was über die Promis
Von Harriet Wolff
Warnhinweis: Im folgenden Text können Personen erscheinen, die jungen Menschen möglicherweise seltsam und/oder unbekannt vorkommen. Die Verfasserin tut ihr Bestes, auch ihnen diese Promis, B-Promis und Prominenten, ja manche sind sogar Politiker oder Papst gewesen, anschaulich näherzubringen. Und gibt es dafür nicht eine wunderbare Krücke, um mehr über diese aus der Zeit gefallenen Menschen zu erfahren? Aber ja! Es ist der Traum, es sind die Träume, die wir alle, die einen mehr, die anderen weniger, beim Aufwachen hin und wieder erinnern.
Was träumen wir? Wir träumen, wenn wir nicht gerade von Promis träumen, vom ewigen Klettern und Klettern einen Berg hinauf, wir träumen von stinkenden Schulklos, von verpassten, vermasselten oder durchgerasselten Prüfungen, wir träumen vom freien Fall oder dem totalen Absturz, vom Lichtjahre Zuspätkommen, und manche auch mal vom Ertrinken in Geld oder Falschgeld. Oder so ähnlich oder ganz anders. Waren Sie schon mal zum Grillen bei Gerhard Schröder (frühere SPD) eingeladen? Den kennen noch alle, oder?
Ich schon, zumindest aus seiner Zeit vor Moskau – und ich war im Traum bereits zweimal zu Gast bei Schröder. In zweimal demselben Hannoveraner Reiheneckhaus. Jedes Mal habe ich, wie im Traum bereits vorher vereinbart, ausgewähltes Grillgut in Plastik dabei. Leicht prolliger Bonvivantgeruch samt einer starken Prise hemdsärmeligen Rotweins strömt mir aus dem langgezogenen Hammergrundstück, einem Handtuch von Grün, entgegen. Im ersten meiner beiden Schröder-Grillträume, die ich im Abstand einiger Jahre hatte, zieht mich seine im Traum wie in der Realität dritte Ehefrau Hiltrud „Hillu“ Schröder herzlich ins Ledercouchwohnzimmer und dann in den Grillgarten zu den anderen zahlreich tuschelnden Anwesenden, die sich um einen Weber-Grill gruppieren. Meinen die etwa mich?
Andere Frage: Wie oft war Hillu Schröder verheiratet? Antwort: dreimal bis jetzt, zuletzt mit Zahnarzt Klaus-Henning Schwetje aus Sehnde. Geboren wurde Hillu 1948 als Hiltrud Marion Hampel. Sie ist bekennende Vegetarierin, wovon ich aber im Grilltraum Schröder I nichts merke, im Gegenteil, Hillu verschlingt so manches Kotelett und gegen Ende meines Traumes gibt es auch noch einen Schlenkerle, einen Absacker mit Oskar Lafontaine.
Mannomann.
Im Grilltraum Schröder II öffnet mir Doris Schröder-Köpf, ihres Zeichens einst vierte Ehefrau des Altkanzlers, die Hannoveraner Reiheneckhauseingangstür und zieht mich mit einem big Smile in den identisch aussehenden Grillgarten. Boris Bummbumm Pistorius ist auch als Webermeister dabei. Dort in diesem Reihenhauseckgarten haben sich also Doris Schröder-Köpf und Boris kennen- und vielleicht auch lieben gelernt, dort in meinem Grilltraum Schröder II. Erstaunlich.
Wer es nicht mehr auf der Pfanne hat: Die beiden waren von 2016 bis 2022 ein Paar. In meinem Traum sah allerdings sehr vieles nach den späten achtziger Jahren darin aus, aber nun gut: Träume sind Schäume.
Aber stimmt das wirklich? Sind sie nicht vielmehr Schnee von gestern? Barack Obama zum Beispiel. Sieht immer noch gut aus, hat aber auf dem internationalen Parkett, wie es so schön gebohnert heißt, nix mehr zu melden. Dafür kann er, Stichwort Schnee von gestern, exzellent Skifahren, zum Beispiel mit mir im Traum. Dabei auch: Benedikt XVI. aka Joseph Alois Ratzinger. Der Mann, der seinen Papstjob 2013 zurückgegeben hat – und vorher noch mit mir und Obama auf der Piste war. Kein Wunder.
Ein Wunder ist allerdings, und das ist jetzt kein Witz, Sie müssen mir das glauben: Ich war ja Jahre zuvor schon mit Johannes Paul II. und Bill Clinton abschüssig unterwegs! Diese Affinität zu vermeintlich mächtigen Männern im Halbschlaf, da muss ich demnächst noch mal therapeutisch ran, vielleicht in einer Traum-Praxis oder so. Was Bill Clinton angeht, kann ich nur berichten: Der Mann sah extrem alt aus am Hang. Der greise polnische Ex-Pontifex wedelte ihm davon, was die polnische Hohe Tatra hergab, und ich traumhaft hinterher. Clinton dagegen mühte sich erkennbar gereizt und von Neid zerfressen auf das sportliche Oberhaupt der katholischen Kirche mit ungelenken Schneepflugschwüngen ab, die ihn immer wieder ins eiskalte Weiß stürzen ließen. Ein traumhafter Anblick, den Johannes Paul II. und ich bei einem heißen Jagertee draußen auf der Alm genossen.
Allemal hochpolitischer ist da, was mir eine mir gut bekannte deutsche Erfolgsautorin zugetragen hat: Sie hat sich einst heldinnenmutig und selbstlos während ihrer Nachtruhe gegen Edward Snowden austauschen lassen. Wohin die Reise ging, ist ihr heute nicht mehr erinnerlich. Erinnerlich ist der überzeugten Leverkusenerin aber, dass ihr im persönlichen Traumwerk, Zitat: „regelmäßig Bud Spencer erscheint, im Engelsgewand, der allen, die blöd zu mir waren, auf die Nase haut“, Zitat Ende, danke dafür.
So, und jetzt liebe junge und alte Leserschaft, noch einen aktuellen bundespolitischen Wahltraum von mir. Team Robert ist das Stichwort, ja, es geht um Swiftie Habeck, der alles und zu viel versucht, sich nachhaltig Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Mann ist eigentlich schon durch, so wie er da an meinem langen Küchentisch sitzt, Baerbock huscht kurz durch eine meiner REM-Phasen, ist aber gleich wieder weg. Nur Habeck sitzt und sitzt und bleibt sitzen und redet und redet und redet und irgendwann springt er wie von der Tarantel gestochen vom Küchentisch auf und ich denke, der Mann hat Stress, und was macht Habeck, der grüne Kanzlerkandidat, da in meinem Traum?
Er trägt ein blütenweißes Oberhemd mit hässlichen dunkelblauen Manschetten und plötzlich trägt er sich mit einem Deoroller Deo auf die Achseln auf. Ohne das Oberhemd auszuziehen! Mehr ist nicht passiert, aber so viel ist sicher: Robert Habeck steht unter Stress und Erfolgsdruck. Ich habe mich dann noch mal umgedreht und eine Runde weitergeratzt. Traumhaft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen