: Wenn es am Ende trotzdem nicht reicht
Für Momente waren wir die Avantgarde. Wir sammelten uns an der ersten Tür im ersten Waggon und warteten auf Grün. Es war klar, die App hatte es angekündigt: Unser Anschluss am Münchner Hauptbahnhof, der Sprinter nach Berlin, würde nicht warten. Und die 4 Minuten Zeit zum Umsteigen, die trotz Verspätung angegeben waren, waren auf 2 Minuten zusammengeschmolzen. Aber wir wollten es schaffen.
Dann kam Grün, die Tür bewegte sich auf, es ging los. Ich habe mittlerweile als regelmäßiger Bahnfahrer schon so einiges erlebt, aber in dieser Situation war ich noch nie: Teilnehmer eines Sprinterfelds mit Rollkoffer. Irgendjemand machte vorne die Pace, bahnte uns den Weg durch die Menge, eh schon schwierig, weil der Bahnhof sich gerade im Umbau befindet. Gleis 22 bis Gleis 13: schon ein Weg. Aber es fühlte sich gut an, rennen, rennen, rennen, Adrenalin, und der Sprinter stand noch da.
Der Münchner Hauptbahnhof
soll 2026 fertig sein, Bahnhofsgebäude und Umgebung werden großformatig umgebaut. In der zweiten Hälfte der 2030er-Jahre soll dann das endgültige neue Bahnhofsgebäude fertig sein.
Aber die Türen waren schon zu. Und die Schaffnerin, die durchs Fenster guckte, machte keine Anstalten, sie zu öffnen, sondern winkte nur ab. Unser geiler Sprint sollte umsonst gewesen sein? So was kann auch nur die Bahn: Enttäuschen auf hohem Niveau. René Hamann
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