rolle seitwärts (6 und schluss)
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Das Deutsche Turnfest ist zu Ende. Alle haben noch einmal kräftig gelächelt und gewunken. Die letzten Klimmzüge wurden gemacht, die letzten Prellbälle geprellt und die letzten Faustbälle gefaustet. Ende gut – alles gut. Beinahe jedoch wäre es noch zu einen veritablen Skandal gekommen. Große Aufregung herrschte gestern über den Sturm im Wasserglas, den der Deutsche Beamtenbund entfacht hat.

Der hat nämlich kritisch angemerkt, dass Bundesbeamte eine Woche bezahlten Extra-Urlaub bekommen, wenn sie aktiv am Turnfest teilnehmen. Niemand könne kontrollieren, ob die Beamten an den vier bezahlten Arbeitstagen auf der Matte turnen oder im Biergarten sitzen, meinte der Vizepräsident des Steuerzahlerbundes Dieter Lau. So richtig einstimmen in das laue Protestlied der obersten Steuerzahler wollte jedoch niemand. Man sah die Sache ganz anders.

Sollte sich wirklich ein Beamter bezahlterweise eine Woche lang in den Biergarten gesetzt haben, selbst dann gebührt ihm Ehre. Denn teilweise herrschte grausliches Wetter in Berlin. Wer bei 14 Grad im strömenden Regen den Konsum in der kränkelnden Hauptstadt anzukurbeln versucht, indem er sich in den Biergarten setzt und trinkt, ist kein Schmarotzer. Nein, er ist Dienstleister am Staat – genau das sollen Beamte doch wohl sein. Und dass das Wetter an den letzten zwei Turnfesttagen richtig gut war, dafür können nicht einmal Beamte etwas. ARUE