Einer der teuersten Forscher der Welt

Seinen ersten Coup landete Hwang Woo Suk im letzten Jahr: Der südkoreanische Veterinärprofessor und seine Mitarbeiter klonten als erstes Forschungsteam menschliche Stammzellen. Papst Johannes Paul II. und US-Präsident Georg W. Bush verurteilten die Experimente als unverantwortlich. In Südkorea wurde Hwang indes als Nationalheld bejubelt, die Regierung druckte Sondermarken und machte ihn zum Wissenschaftler des Jahres. Er soll mehr Personenschutz kriegen als Seouls Spitzenpolitiker. Und Südkoreaner bringen den „König des Klonens“ gerne als potenziellen Nobelpreisträger ins Spiel. Im US-Magazin Time schaffte es Hwang auf die Liste der 100 einflussreichsten Personen der Welt.

Nachdem gerüchteweise bekannt wurde, eine US-Universität wolle den 52-Jährigen für 866 Million Dollar abwerben, trommelte der südkoreanische Staatspräsident hastig eine hochrangige Kommission zusammen. Es werde so viel Geld abgezogen, damit der Klonpionier in Südkorea finanziell abgesichert sei, orderte Präsident Roh. In der Fachwelt gilt sein Klonlabor als eines der best ausgerüsteten überhaupt – qualitativ, aber auch quantitativ. Zum Kern der Forschungsgruppe gehören 40 Personen unter ihnen Bangladescher, Nepalesen und Indonesier, die wie Hwang von morgens 6 Uhr bis abends 11 Uhr arbeiten. Insgesamt sind 184 Wissenschafter involviert. Bekannt geworden ist Hwang zunächst mit dem Klonen von Tieren: Kühe, Schweine, sibirische Tiger. Seit Februar 2004 konzentrieren er sich auf die Stammzellenforschung mit menschlichen Zellen.

Besucher empfängt Hwang in einem Büro von der Größe eines Kinderzimmers. Ungeachtet seines Arbeitspensums zeigt sich der Professor ausgeruht, entspannt, gelassen. Seit 18 Jahren macht er Atemübungen, täglich, morgens um fünf, nachdem er ein öffentliches Badehaus besucht hat. Ungehalten wird er selten. Doch den Vorwurf, eine seiner eigenen Doktorandinnen habe Eizellen gespendet, weist Hwang vehement zurück. Ein solches Vorgehen würde ethischen Standards widersprechen.

Wie bereits im vergangenen Jahr dürfte der Klonforscher mit seinen neusten Forschungsresultaten die Welt spalten. Seine Haltung ist strikt: „Das reproduktive Klonen von Menschen muss gesetzlich verboten werden“, sagt Hwang.

MARCO KAUFMANN