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Milliardenklub sucht Torschützen

Mit einer harmonischen Hauptversammlung, Rekorden bei Umsatz und Mitgliederzahl und dem Gedenken an Beckenbauer beschließt der FC Bayern nach dem 4:2 gegen Heidenheim die Woche

Glücksgriff des FC Bayern: der belgische Cheftrainer Vincent Kompany Foto: Sven Simon/imago

Aus München Maik Rosner

Am Sonntag wendeten sich die Blicke beim FC Bayern München der Jahreshauptversammlung zu und damit den Rekordzahlen: Einen Gesamtumsatz von einer Milliarde und 17 Millionen Euro verkündete Präsident Herbert Hainer für das zurückliegende Geschäftsjahr 2023/24, also 1,017 Milliarden Euro. Hinzu kam nun als weitere Bestmarke die Mitgliederzahl von 382.000. „Kein anderer Klub der Welt“ sei so groß, rief Hainer, „für nächstes Jahr muss unser Ziel die Marke von 400.000 Mitgliedern sein.“ Dann feiert der FC Bayern sein 125-jähriges Bestehen.

Einen weiteren Schwerpunkt der Veranstaltung bildete das Gedenken an Franz Beckenbauer, der am 7. Januar im Alter von 78 Jahren verstorben war. Stehend applaudieren die Mitglieder nun dem ehemaligen Spieler, Trainer und Präsidenten des FC Bayern, der als Spieler (1974) und Teamchef (1990) mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister geworden war. „In diesem Jahr hat der FC Bayern die größte Persönlichkeit seiner Geschichte verloren“, sagte Hainer und wandte sich direkt an Beckenbauer: „Die Geschichte des FC Bayern wäre ohne dich eine ganz andere geworden. Du hast den FC Bayern zu dem Verein gemacht, der er heute ist.“

Per Akklamation stimmten die 1.641 anwesenden Mitglieder Hainers Vorschlag zu, Beckenbauers Trikotnummer 5 nie wieder zu vergeben. „Franz Beckenbauer wird immer unerreicht bleiben“, sagte Hainer, als Beckenbauers Witwe Heidi mit Sohn Joel auf der Bühne stand.

Der harmonische Konvent beendete eine Woche, die nach dem 1:1 in der Bundesliga in Dortmund und dem Pokal-Aus im Achtelfinale gegen Leverkusen (0:1) mit dem 4:2 gegen Heidenheim am Samstag sportlich versöhnlich geendet war, auch wenn sich Kingsley Coman und Alphonso Davies Muskelfaserrisse zuzogen und vorerst ausfallen. Zugleich hatte sich in der zurückliegenden Woche die Abhängigkeit von Harry Kane und Jamal Musia­la gezeigt, nachdem Kane in Dortmund einen Faseriss erlitten hatte.

Gegen Heidenheim hatte Trainer Vincent Kompany zunächst auch auf Musiala verzichtet. Umso mehr fiel auf, wie schwer sich die Bayern taten, ihre Überlegenheit in Tore umzumünzen. Es bedurfte eines Standards, um durch Dayot Upamecanos Kopfball in Führung zu gehen (18.). Doch weil sich Upamecano einen verunglückten Rückpass erlaubte, konnte Mathias Honsak mit dem ersten Torschuss der Heidenheimer ausgleichen (50.).

Erst mit der Einwechslung von Musiala für Thomas Müller kurz darauf fiel den Bayern das Tore­schie­ßen leichter. Musiala (56.) und der ebenfalls eingewechselte Leon Goretzka (84.) trafen. Heidenheims Niklas Dorsch verkürzte zwar erneut (85.), doch Musiala beseitigte mit seinem zweiten Tor (90.+1) alle Zweifel an dem hochverdienten Sieg, der angesichts vieler vergebener Torchancen und nur zwei Heidenheimer Torschüssen gar nicht hätte in Gefahr geraten dürfen. „Wir haben uns das Leben selber ein bisschen schwer gemacht“, sagte Sportdirektor Christoph Freund.

Für Musiala waren es die Ligatore sieben und acht in dieser Saison, in allen Wettbewerben kommt der 21-Jährige auf 12 Tore in 19 Einsätzen. Nur Kane hat mehr Tore geschossen (20). Damit bringt es das Duo mit 32 Toren auf mehr Treffer als der gesamte restliche Kader (27).

Auf die Frage, ob er sich als Ersatz für den fehlenden Kane fühle, antwortete Musiala: „Nein, ich glaube, der schießt zu viele Tore in der Saison, um direkt ein Ersatz zu sein für ihn.“ Die Breite in der Spitze fehlt im Kader allerdings. Man kreiere zwar immer wieder Chancen, nutze diese aber „nicht in der Effizienz, wie wir es brauchen“, räumte Müller ein, „was uns fehlt, ist ganz klar, dass wir die Dinger dann auch reinmachen“.

Sportchef Max Eberl deutete die aktuelle Abhängigkeit von Musiala lieber als Ausdruck der Stärke des deutschen Nationalspielers. „Ich erinnere an Lionel Messi in Barcelona und Cristiano Ronaldo bei Real Madrid. Das sind einfach große Spieler, die Spiele entscheiden können. Das kann auch Jamal“, sagte der Sportvorstand, „momentan hat er wirklich einen Lauf, nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Fuß.“ Kompany hatte bereits zuvor rhetorisch gefragt: „War Real Madrid nicht abhängig von Ronaldo, war Barcelona nicht abhängig von Messi? Jamal ist auf jeden Fall ein besonderer Spieler.“ Die ­geplante, langfristige Vertragsverlängerung über 2026 hinaus konnte auf der Jahreshauptversammlung aber noch nicht verkündet werden.

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