GEBURTSTAGSPARTY : Überlegt schenken
Luggi Lugmeier hat im „Froschkönig“ zu seinem 60. Geburtstag geladen. Und wenn ein ehemaliger Geldtransportüberfaller einlädt, dann kommt man besser. Ich überlege, ob ich ihm eine aus Seife geschnitzte und mit schwarzer Schuhcreme eingeriebene Pumpgun schenken soll, denn eine Zeit lang war das ja der Hit bei Ausbrechern. Aber damit komme ich jetzt ein bisschen zu spät, denn Luggis letzter Geldtransport liegt schon über dreißig Jahre zurück. Außerdem geht schwarze Schuhcreme ganz schlecht wieder ab. Da kann man dann gleich seine Fingerabdrücke bei der Polizei hinterlassen.
Dann fiel mir noch ein, dass es juristisch gesehen keinen Unterschied macht, ob man mit einem Stück Seife eine Bank überfällt oder mit Knarre. Das wusste ich von einem Freund, der das auch nicht wusste und sich vorher auch nicht informiert hatte, und dann war es zu spät und das Gericht verknackte ihn zu sechs Jahren für einmal in die Bank gehen und „Zaster her!“ rufen. Weil aber niemand auf seine Spielzeugpistole reinfiel, wurde er auf der Stelle eingesackt. Meine Freundin fand das total ungerecht.
Ich schenkte dem Exgeldtransportüberfaller eine Flasche Wein, ein Buch und eine CD. Darauf schrieb ich jeweils: „Guter Wein“, „Gutes Buch“ und „Gute Musik“. Ich dachte, es wäre vielleicht nicht schlecht, dies extra zu erwähnen, weil die anderen wahrscheinlich auch Wein, Musik und Bücher schenken würden. Und da will man sich ja schon von abheben.
Er kriegte dann aber einen Freisprung aus 4.000 Meter Höhe. Ich glaube, mit Fallschirm, obwohl das nicht extra erwähnt wurde. Schließlich wurde noch eine Arie und ein sehr ergreifendes norddeutsches Heimatlied gesungen und die anarchistische Besäufniskomödie „Der Firmling“ mit Karl Valentin gezeigt, der innerhalb von fünf Minuten in einer Gaststätte ein totales Chaos anzettelt. Das blieb dann aber aus. KLAUS BITTERMANN