: Wenn noch Zeichen und Wunder geschehen
Auch ohne Schnee tut der abendliche Weihnachtsspaziergang seinen Zweck: Lust zu machen, bald wieder reinzugehen. Linker Hand liegt schwarz der See, rechts drücken sich verwaiste Ferienhäuser an den Deich, auf dem unser Weg entlang führt. Vom kleinen Hafen ist im Winter nicht viel zu sehen. Boote gibt es keine, sogar der Steg wurde abgebaut. An einem Mülleimer klebt ein neuer AfD-Aufkleber. Ich pule ein bisschen dran, gebe aber bald auf.
Weiter hinten in der Touri-Siedlung strahlt dann doch noch eine einzelne erleuchtete Fensterfront zum Wasser. Von hier oben ist ein geschmückter Tannenbaum zu sehen – und sogar Kinder mit Geschenken. Heilig Abend ist längst vorbei, aber vielleicht ist das eine Zweitbescherung mit Oma und Opa oder so? Plötzlich knirscht der Kiesweg, als eine einsame Gestalt in rotem Mantel durch den Nieselregen eilt. Ohne Scheiß: Hinter uns huscht der Weihnachtsmann auf den Deich, zündet sich eine Zigarette an und verschwindet nach ein paar Zügen in Richtung Parkplatz.
Lembruch
1.250 Ein wohner*innen, liegt idyllisch am Dümmer-See und hat vor allem im Sommer mehr mit einem Nordseebad gemein als mit der eintönigen Landschaft drumherum. Im Winter ist es ohne die Tourist*innen etwas langweiliger – aber vielleicht noch schöner.
Auch wir drehen bald wieder um, uns ist jetzt kalt genug. Beim Nazimülleimer, wo eben noch der rauchende Santa stand, will ich’s doch noch mal versuchen. Aber der Aufkleber ist spurlos verschwunden. Einfach so. Jan-Paul Koopmann
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