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Archiv-Artikel

Alles bleibt gut

Nach dem Erreichen des dritten Tabellenplatzes beschließt Exmeister Werder Bremen, doch eine positive Saison erlebt zu haben

VON OKE GÖTTLICH

Ausgerechnet die 13. Minute. Eine abergläubische Konstellation sollte es sein, die den Saisonverlauf des vormaligen Double-Gewinners Werder Bremen eine neue, entzückende Richtung gab. Tim Borowski hätte den Zeitpunkt für das 1:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern jedenfalls kaum besser wählen können, um den vielen unglücklichen Momenten der abgelaufenen Saison den vor-finalen Garaus zu bereiten. Als anschließend den Bremern ein Elfmeter verweigert wurde, Valdez aus vier Metern über den Querbalken schoss und Klose nur den Außenpfosten traf, demonstrierten die Norddeutschen noch ein letztes Mal, weswegen sie den Tabellenplatz zur Champions-League-Qualifikation nicht schon früher erreicht haben.

Erst das finale 2:1 (nach einem weiteren Tor von Valdez (42.) sowie einem Gegentreffer durch Altintop (45.)) sowie die Berliner Unentschlossenheit gegen Hannover (siehe nebenstehenden Text) vertrieben Sportdirektor Klaus Allofs freilich den „bitteren Nachgeschmack“, den er vor dem letzten Spieltag noch befürchtet hatte, „wenn wir den Champions-League-Platz nicht erreichen“, schon wegen „der vielen Chancen, die wir in der Saison ausgelassen haben“. Denn in Bremen sind sich Trainer, Spieler und auch Manager Allofs einig darin, eine positive Saison erlebt zu haben. Trotz des schmerzenden Ausscheidens im Champions-League-Achtelfinale gegen Lyon (0:3 und 2:7) im März sowie dem demoralisierenden Aus im DFB-Pokal gegen Schalke im Elfmeterschießen im April.

In der Bundesliga hingegen gaben sich die Bremer wenig Blößen, ausgenommen die Niederlagen in Mainz und Bielefeld. Somit empfinden die Norddeutschen ihr spätes Glück durchaus als gerechtes Ergebnis einer gelungenen Spielzeit, die das Team durch die zusätzliche Belastung der Champions-League-Teilnahme auf die Probe stellte. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat und wie sich das in der Tabelle darstellt. Wir haben mit dem dritten Platz das bekommen, was wir verdient haben“, sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf gewohnt abgeklärt. Von seinem Weg ließ sich der Coach selten abbringen. Nicht von dem Handgemenge zwischen Fabian Ernst und Johan Micoud, nicht von Verletzungssorgen und auch nicht von der Kritik an seiner Person nach den Niederlagen gegen Hertha, Leverkusen und Schalke. Das Lob des bereits als Fehleinkauf eingestuften Miroslav Klose wird Schaaf still genießen. „Durch die hohe Belastung in der Champions League konnten wir nicht immer in unserem Top-Bereich spielen, aber Thomas hat uns nach Rückschlägen richtig wachgerüttelt und die richtigen Trainingseinheiten abgehalten“, sagte der Nationalspieler.

Mit diesen bereits gemachten Erfahrungen ist Werder ein wohlpräpariertes Team für die erneute Champions-League-Teilnahme, Klaus Allofs und Thomas Schaaf konnten junge Spieler wie Christian Schulz, Tim Borowski, Nelson Valdez, Ivan Klasnic und Petri Pasanen an die höhere Belastung gewöhnen. Neben den arrivierten Bayern und den neureichen Schalkern ist in Bremen ein Kandidat im Champions-League-Rennen, der perspektivisch denkt und dementsprechend auch sein Team zusammensetzt. „Wir müssen uns dort verstärken, wo wir qualitativ nicht so gut oder nicht doppelt besetzt sind. Ein, zwei Leute werden wir noch verpflichten“, sagt Schaaf. Dennoch wird die Bremer Spielerausbildung, die viele Kicker in oder nahe an die Nationalteams heranführte, ein wesentlicher Bestandteil bleiben. Trotz der nun winkenden Champions-League-Teilnahme werden nach den Verpflichtungen von Patrick Owomoyela, Tim Wiese, dem dänischen Defensivallrounder Leon Adreassen und Jurica Vranjes jetzt nicht sofort weitere Stars verpflichtet. „Wir verteilen das Fell des Bären noch nicht. Erst wenn wir die Qualifikationsrunden überstanden haben, fangen wir an zu rechnen“, erklärt Klaus Allofs trotz lockender Einnahmen von rund 10 Millionen Euro.

Sie sind eben bescheidener in Bremen. Das erklärt auch den wilden Party-Abschluss von Miroslav Klose: Mit seinem Freund Wojtek Czyz, dem Paralympics-Sieger, verschwand er zum gemütlichen Nachtangeln in der Pfalz.