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Wenn ein Schmetterling zu früh erwacht

Der Schmetterling saß mit zitternden Flügeln auf dem Fahrradweg. Ein Pfauenauge. Früher gab es sie gefühlt den ganzen Sommer lang. Dieses Jahr hatte ich bis eben jetzt noch keines gesehen. Es war der Tag, an dem die Kunsteisbahn auf dem Weihnachtsmarkt geschlossen blieb: zu warm. Offenbar hatte der Schmetterling die milde Temperatur als Weckruf verstanden und war aus dem Winterschlaf erwacht.

Eigentlich bin ich so etwas wie eine Insektenflüsterin: Ich sammle matte Hummeln auf und trage sie zum nächsten Strauch, beim Schwimmen rette ich ertrinkende Wespen. Wie ich dem Pfauenauge helfen könnte, fiel mir aber nicht ein. Erstens verletzten sich die meisten, wenn man sie aufhebt. Zweitens gab es nirgends einen Grünstreifen, auf dem das Tierchen etwas Ruhe hätte. Also fuhr ich vorbei. Aber ich hätte mich gern bei ihm entschuldigt. Dafür, dass wir es verkackt und die Winter kaputt gemacht haben und am Ende nur ein schmutziger Radweg zum Sterben bleibt.

Rendsburg

30.600 Ein­wohner*innen,

liegt ziemlich genau in der Mitte von Schleswig-Holstein, wo laut Bund 84 Tagfalter heimisch sind. Allerdings seien rund die Hälfte der Arten so selten geworden, dass sie praktisch nicht mehr beobachtet werden können.

Kurz darauf berichtete die Lokalzeitung von einem Paar in Rendsburg, das ein Pfauenauge im Keller überwintern lässt. Vielleicht hat der Kleine vom Radweg es doch geschafft? Die Eisbahn hat inzwischen auch geöffnet. Esther Geißlinger

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