: Stellantis-Chef nimmt Hut
Der Vorstandsvorsitzende des Opel-Mutterkonzerns Stellantis ist zurückgetreten. Grund sind Meinungsverschiedenheiten
Der Chef des Autokonzerns Stellantis, Carlos Tavares, ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten, als Grund wurden „Meinungsverschiedenheiten“ genannt. Stellantis mit Marken wie Peugeot, Jeep, Fiat oder Opel teilte am Sonntagabend mit, der Verwaltungsrat habe den Rücktritt des 66-jährigen Portugiesen akzeptiert. Bei Stellantis läuft der Absatz seit Monaten nur noch schleppend, vor allem in den USA; zudem musste der Start mehrerer neuer Modelle verschoben werden.
Tavares war 2014 nach einer langen Karriere bei Renault an die Spitze des französischen Konkurrenten PSA (Peugeot-Citroën) gewechselt und hatte sich in diesen Jahren einen Ruf als erfolgreicher Sanierer gemacht. PSA fuhr innerhalb kürzester Zeit wieder in die Gewinnzone. Auch Opel schrieb schwarze Zahlen, nachdem Tavares der Marke ab 2017 ein striktes Sparprogramm verordnet hatte. Mit der Fusion von PSA mit Fiat-Chrysler wurde er 2021 Vorstandsvorsitzender des daraus entstandenen Stellantis-Konzerns.
In den vergangenen Monaten allerdings sank der Gewinn deutlich – im ersten Halbjahr halbierte er sich. Damit sank auch der Stern von Tavares. Im Quartal von Juli bis September verkaufte der Konzern weltweit 20 Prozent weniger Autos. Opel kündigte am Montag an, die Produktion im Stammwerk in Rüsselsheim diese Woche komplett einzustellen und danach auf eine Schicht pro Tag zu drosseln.
Die Leitung des Multi-Marken-Konzerns wird vorerst Elkann übernehmen, wie Stellantis mitteilte.
Die schlechten Zahlen dieses Jahres seien auf einen „Übergang“ zwischen zwei Fahrzeuggenerationen zurückzuführen, so der Verwaltungsrat weiter. Im kommenden Jahr werde es eine kräftige Erholung geben, weil dann viele neue Modelle auf den Markt kämen.
Gewerkschaftsvertreter zeigten sich am Montag erfreut über den Rücktritt von Tavares. Shawn Fain, Vorsitzender der US-Autogewerkschaft UAW etwa erklärte gegenüber dem Sender CNBC, das sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung für ein Unternehmen, „das schlecht geführt“ und für eine Belegschaft, „die schlecht behandelt wurde“. Tavares hinterlasse ein „Chaos aus schmerzhaften Entlassungen und überteuerten Autos“. (afp)
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