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Archiv-Artikel

Neue Wahl – alte Kandidaten

Bei den vorgezogenen Bundestagswahlen im Herbst wollen die Bremer Parteien keine neuen Köpfe ins Rennen schicken. Die CDU hofft durch den Rückenwind aus Nordrhein-Westfalen an der Weser auf ein zweites Mandat für Berlin

Bremen taz ■ Eine breite Mehrheit für seine Reformpolitik will Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) durch die vorgezogenen Bundestagswahlen im Herbst bekommen. Im Wahlkampf in Bremen wird er dabei nur in bekannte Gesichter schauen. Denn alle bisherigen Bremer Bundestagsabgeordneten wollen wieder antreten.

CDU-Landeschef Bernd Neumann platzt dabei vor Selbstvertrauen. „Natürlich ist Bremen eine Hochburg der Sozialdemokraten, aber unsere Leute sind heiß auf einen Wechsel“, sagt er. Der 63-Jährige, der seit 1987 im Bundestag sitzt, strebt erneut die Spitzenkandidatur an. „Ich gehe davon aus, dass das auch so passieren wird.“

Wieder an treten auch die beiden Sozialdemokraten, die bei der Bundestagwahl 2002 die Direktmandate in den beiden Bremer Wahlkreisen gewannen, Volker Kröning und Uwe Beckmeyer. Sie sind ebenfalls zuversichtlich. „Wir werden es auch diesmal schaffen, Herrn Neumann in die Schranken zu weisen“, sagt Kröning, der den CDU-Chef vor drei Jahren in seinem Wahlkreis klar schlug. Eigentlich habe er beschlossen, 2006 nicht mehr anzutreten. „In der derzeitigen Lage will und kann ich aber nicht gehen. Ich möchte weiter erster Bremer Interessenvertreter in Berlin bleiben und helfen, die enormen Probleme zu lösen“. Kröning sitzt seit elf Jahren für die SPD im Bundestag.

Parteiintern bekommen die beiden SPDler keine Konkurrenz. Die Bürgerschaftsabgeordnete und SPD-Finanzexpertin Cornelia Wiedemeyer hatte zwar im Vorfeld der vergangenen Bundestagswahl noch gegen Uwe Beckmeyer kandidiert. Jetzt strebt sie nach eigenen Angaben aber allenfalls einen Listenplatz an, der nur für ein Bundestagsmandat reichen wird, wenn die SPD ihr gutes Bremer Ergebnis von 2002 noch einmal steigert.

Marieluise Beck (Grüne) wird dagegen dem neuen Bundestag wieder angehören, wenn ihre Partei in Bremen auch nur annähernd die 15 Prozent von 2002 erreicht. Sie erhält die Unterstützung ihres Landesvorsitzenden. „Frau Beck ist eine bekannte und sehr starke Kandidatin, die wir in den Vordergrund rücken wollen“, sagte Dieter Mützelburg. Er kündigte an, sich im Wahlkampf deutlicher von der SPD abzugrenzen.

Bei den bisherigen Bundestagswahlen haben Grüne und SPD in Bremen immer deutlich besser abgeschnitten als im Bundesdurchschnitt. „Wir wollen auch diesmal einen Trend setzen“, hofft daher SPD-Landeschef Carsten Sieling, der wie alle anderen Parteichefs bis zum Sommer die Kandidaten wählen lassen will.

CDU-Chef Neumann will hingegen die SPD-Dominanz in Bremen brechen. „Es gibt für uns die klare Hoffnung, ein zweites Mandat zu holen“, sagt er. Nach Expertenmeinungen müsste die CDU dafür um die sieben Prozentpunkte zulegen.

Kay Müller