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Archiv-Artikel

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6 x Venedig Italien 2010, R: Carlo Mazzacurati

„Der Markusplatz, die Kanäle, die Gondolieri – unendlich oft fotografiert, zu Tode gefilmt. Was ist über Venedig noch nicht gesagt und geschrieben worden? Was hat diese Stadt noch zu bieten, die zur Touristenattraktion verkommen ist, zum Disneyland für wohlhabende Bildungsbürger? Und dann kommt Carlo Mazzacurati, dreht in seiner Heimatstadt ein Jahr lang und lässt dabei die Postkartenmotive nur verschwommen durchs Bild huschen, Mazzacurati hat sich sechs Bewohner herausgesucht und lässt sie von ihrem Leben erzählen. Sie tun es mit einer fesselnden Intensität. Die Stadt als Kulisse für die normalen Alltagsgeschichten von normalen Menschen. Da ist der Rentner, der sich jeden Tag im Morgennebel aufmacht, um im Archiv auszuhelfen. Ein Zimmermädchen erzählt davon, wie sie Brad Pitt begegnet ist. Da ist der Kleinkriminelle, der von seinem größten Coup erzählt. Ein Künstler, der mit seinen Nachbarn streitet. Und ein Schuljunge, der vom schönsten Mädchen seiner Klasse schwärmt. Der Film ist eine Liebeserklärung an diese im Meer versinkende Stadt. Aber noch viel mehr ist er eine Verbeugung vor den Bewohnern“, so das Lob im Berliner Stadtmagazin Zitty.

„6 x Venedig“ läuft Do, Fr, Sa, Mo & Di um 19, So um 16 & Mi um 16.45 Uhr im Bremer Kino Cinema

Das Bessere Leben Frankreich/Polen/Deutschland 2011, R: Malgoska Szumowska, D: Juliette Binoche, Anaïs Demoustier

„‚Elles‘ (so der Originaltitel) erzählt von einer Pariser Journalistin (Juliette Binoche), die an einer Reportage über zwei Pariser Studentinnen schreibt, welche ihren Lebensunterhalt als Prostituierte verdienen. Der Film ist ein Puzzle aus Vor- und Rückblenden, deren Ordnung nicht immer ganz logisch, deren Moral aber eindeutig ist. Denn die Studentinnen erleben bei ihren Kunden im Fortgang der Geschichte immer schlimmere Dinge, besonders Charlotte (Anaïs Demoustier) wird von einer Nutznießerin zum Opfer ihres Gewerbes. Alicja (Joanna Kulig) dagegen trinkt mit der Reporterin die Minibar ihres Hotelzimmers leer und genießt ihre erotische Überlegenheit. Nachdem die Journalistin Anne von ihrer Recherche in ihr gutbürgerliches Appartement zurückgekehrt ist, sieht sie sich während eines öden Abendessens mit den Freiern der beiden Studentinnen am Tisch sitzen. Das ist das Schlüsselbild dieses Films: die Phantasie einer emanzipierten, sexuell frustrierten Intellektuellen vom gefährlichen Leben. Und es ist zugleich ein künstliches, ausgedachtes Bild, denn Anne hat die Männer, von denen sie träumt, nie gesehen. In diesem Zwischenbereich zwischen abstraktem und sinnlichem Kino verirrt sich der Film. Er will stets schlauer sein als die Figuren, die er zeigt; dabei müsste er nur genauer hinschauen, um in dem Spiel seiner Schauspielerinnen all das zu entdecken, was er erzählen möchte“, so Andreas Kilp in der Frankfurter Allgemeinen.

„Das bessere Leben“ läuft Do, Fr, Sa & Mi um 20.15 Uhr im Cine K in der Kulturetage Oldenburg