: „Die Jungen mischen sich ein“
Für die Grünen beginnt ein „Kulturkampf gegen die Union“, sagt Matthias Berninger
taz: Herr Berninger, ist das alte grüne Projekt mit der möglichen Wahlniederlage im Herbst beendet?
Matthias Berninger: Nein, wir werden in den kommenden Wochen hart kämpfen müssen. Umso erfolgreicher wir sind, desto weniger wahrscheinlich ist das Ende.
Die Ideen von Rot-Grün kommen bei den Wählern nicht mehr an. Wie wollen Sie das bis zum Herbst noch ändern?
Wir müssen zeigen, was wir draufhaben. Etwa beim Jobmotor der erneuerbaren Energien. Wir werden aber auch sagen müssen, wofür Grün noch steht. Ein zentrales Anliegen ist, die Lohnnebenkosten zu senken, damit neue Jobs entstehen.
Das werden Sie bis Oktober nicht mehr schaffen.
Ohne die Wahl hätte uns die Union ein Jahr lang blockiert. Jetzt können wir klar die Frage auf den Tisch legen: Wollt Ihr „Ackermann pur“ oder eine Sozialpolitik, bei der andere Dinge im Mittelpunkt stehen als die Bilanz der Deutschen Bank.
Kommt es durch die mögliche Wahlniederlage zu einem Generationenwechsel innerhalb der Grünen – zum Abschied von der 68ern?
Die Jüngeren waren bisher die Mitläufer beim Marsch durch die Institutionen. Das wird sich ändern. Wir werden uns intensiv in die konkreten Projekte für die nächste Koalition einmischen.
Worin unterscheidet sich das inhaltliche Angebot der Jüngeren von den 68ern?
Die Milliarden, die wir in die Steuersenkungen gesteckt haben, wären besser aufgehoben gewesen bei der Reduzierung der Lohnnebenkosten, beispielsweise für Geringverdiener.
Kann Schwarz-Grün zur neuen politischen Option werden?
Die Vorstellung, dass wir demnächst eine schwarze Republik haben, lässt mich grün anlaufen. Daher stellt sich die Frage nicht.
Und nach der Wahl?
Wenn wir gewinnen, haben wir ein Mandat gegen die Union. Wenn nicht, machen wir gegen die Schwarzen Opposition.
Dann könnten es 8 bis 16 Jahre in der Opposition werden. Zeit zum Nachdenken?
Wir müssen uns jetzt des Kulturkampfes durch die Union erwehren. Da ist an eine gemeinsame Politik gar nicht zu denken.
INTERVIEW: HANNES KOCH