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Archiv-Artikel

Hacken und Heimwerken

KULTUR Eine Ausstellung im Museum für Kommunikation geht ums Selbermachen

Ein Apotheker ließ seine Brieftaubenkamera gleich patentieren

Gleich am Anfang sind drei große Buchstaben zu sehen: DIY. Das steht für „Do it yourself“ – etwas selber machen. Nur um Stricken oder Basteln geht es hier allerdings nicht in der Ausstellung „Do it yourself. Die Mitmach-Revolution“ im Museum für Kommunikation in Mitte finden Guerilla-Gardening und der Modetrend Upcycling genauso Platz wie Wikipedia, Ikea oder auch Twitterrevolutionen. Vom 30. März bis zum 2. September wird hier die Vielfalt des Selbermachens in Deutschland vorgestellt.

Rohrpost aus Staubsaugern

In fünf Bereichen geht es um Hobbys, Arbeit, Gegenkulturen, Wissen und Medien – alles unterschiedliche Felder des Selbermachens in Vergangenheit und Gegenwart. In zahlreichen Schaukästen, auf Tafeln oder Monitoren sind Gegenstände und Videos zu sehen: Eine selbst gebaute Brieftaubenkamera eines Apothekers etwa, der sich das Prinzip gleich patentieren ließ. Man sieht Staubsauger, die in der DDR zu einer Rohrpostanlage umfunktioniert wurden, Körbe aus Autoteilen oder Kriegsgüter, die zu Gebrauchsgütern wurden. Ein wenig ähnelt die Ausstellung einem überfüllten Spielzeugladen, bei dem man manchmal vergeblich das übergeordnete Prinzip sucht.

Das Puddingattentat

Interessant ist der Bereich Gegenkulturen: Dort wird gezeigt, wie das Do-it-yourself-Prinzip zu politischen Zwecken genutzt wurde. Ein legendäres, aber gescheitertes Attentat findet hier Platz: Das geplante „Puddingattentat“ der Kommune I wird beschrieben, das 1967 zum Ziel hatte, den damaligen US-amerikanischen Vizepräsidenten Hubert H. Humphrey bei seinem Berlinbesuch mit selbst gebauten Bomben aus Pudding und Mehl zu bewerfen.

Die Aktion flog auf, die sechs „Attentäter“ wurden von der Polizei festgenommen, noch bevor die Glibberbomben zum Einsatz kamen. Die Meldung, dass sechs „linksradikale Bombenleger“ gefasst wurden, schaffte es aber immerhin bis in die New York Times.

Zwei linke Hände

BesucherInnen können dann auch noch selbst aktiv werden und herausfinden, welcher DIY-Typ sie sind. Eher der Tüftler, der Hacker oder doch der Pragmatiker? Außerdem werden regelmäßig Workshops angeboten: Zum Beispiel „PC-Eigenbau für Anfänger“, „Schmuck aus Elektroschrott“ oder „Siebdruck to go“.

Wer sich mit zwei linken Händen dennoch überfordert fühlt, dem bleibt das Fazit: Do it yourself kann so ziemlich alles sein – auch selbst einkaufen.

JASMIN KALARICKAL

■ „Do it yourself. Die Mitmach-Revolution“ im Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16, Mitte