: Türklinke statt Demo
Aktivist:innen organisieren Widerstand gegen wegfallende Sozialbindungen
Von Peter Nowak
Die Mieter*innenbewegung konzentriert sich derzeit statt auf große Demonstrationen auf den direkten Kontakt mit Mieter*innen. So wollen sich am kommenden Mittwoch Mieteraktivist*innen bei Haustürgesprächen in Friedrichshain mit Bewohner*innen austauschen. In den ehemaligen drei Sanierungsgebieten des Bezirks laufen nach und nach die Sozialbindungen aus, die Angst vor Verdrängung ist groß.
Mit den Haustürgesprächen, die ausdrücklich keine juristische Beratung sind, wollen die Aktivist*innen die Solidarität unter den Betroffenen herstellen. Die Auswirkungen für die betroffenen Mieter*innen reichen von Mieterhöhungen bis zu drohenden Eigenbedarfskündigungen. Die Sorge der Bewohner*innen wächst. Viele kennen auch ihre Rechte in solchen Fällen nicht.
Vorbild für die Aktionsform ist der Bezirk Pankow, in dem sich in den letzten beiden Jahren starker Protest gegen das Auslaufen der Sozialbindungen formiert hat. „Da kommen Makler*innen und Kaufinteressent*innen und laufen durch deine Wohnung und du kannst es nicht verhindern“, berichtet Mieterin Hanna Rose. Doch dann hätten sich die Mieter*innen im Haus vernetzt, später in der Straße und im ganzen Stadtteil. Das Ergebnis sei die Initiative „Pankow gegen Verdrängung“. Das sei auch das Vorbild für Friedrichshain, erklärt Julian vom Friedrichshainer Kiezteam der Kampagne „Deutsche Wohnen und Co Enteignen“. Die Initiative ist aktiv an der Planung der Haustürgespräche mit anderen Aktivist*innen an der Organisierung der Aktion in Friedrichshain beteiligt.
Bei den Haustürgesprächen, die um 17.30 Uhr in dem Hausprojekt Zielona Gora in der Grünberger Straße 73 starten, soll zu einer Mieter*innen-Versammlung eingeladen werden. Diese soll am Samstag, dem 30. November in der Pablo-Neruda-Bibliothek an der Frankfurter Allee stattfinden. Für Dezember ist ein Kiezspaziergang zu den verschiedenen vom Auslauf der Förderung betroffenen Häusern in Friedrichshain geplant.
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