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Wenn man beim Sammeln eigene Abgründe findet

An sich ist Spazierengehen eine friedliche Tätigkeit. Und nichts könnte schöner sein, als dabei unverhofft auf wildgewachsene Viktualien zu stoßen: im Frühling duftende Kräuter, im Sommer saftige Beeren. Jetzt sind die Esskastanien reif. Oft begegnen sie einem gedrungen in Mischwäldern, unübersehbar. Ganz anders aber jene, die in Höpkens Park stehen, einem ab 1785 angelegten Landschaftspark, den Kapitän und Reeder Johann Höpken der Stadt Bremen vermachte. Diese wuchtigen Maronenbäume sind der Wahrnehmung fast entwachsen.

„Sag mal, das sind ja Maronen!“, Blick zu Boden, „Oh ja!“, im gelben Laub finden sich die stachligen Kugeln en masse, wie Seeigel an der Adria. Und in ihnen: dicke Früchte, wurmfrei, schimmelfrei, das ist nicht mehr bloß Klasse I, das ist Klasse Extra. Und hier auch! Und hier!

Bremen-Oberneuland

beherbergt auf 18,4 Quadrat­kilometern 13.800 Menschen, die pro Popo 60,8 Quadratmeter Wohnfläche besitzen und 2019 durchschnittlich 94.500 Euro Einkommen versteuert haben. Ein paar Parks zwischen den Villen dürfen betreten werden.

Und … aber was ist das?!!! Die ängstliche Habgier schärft den Blick auf andere Spaziergänger, die sich gerade am Nachbarbaum zu schaffen machen. Dabei ist das bloß ’ne olle Buche, und die sammeln nur die Hütchen auf. Um zu basteln. Kein Anlass für Futterneid. Und doch: Der Mensch ist schlecht. Und am schlimmsten: ich. Benno Schirrmeister

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