: „Ein ausgezahlter Freibetrag“
Otto Lüdemann wirbt für das Grundeinkommen
■ 70, hat als Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Pädagogik gelehrt und die internationalen Beziehungen koordiniert.
taz: Herr Lüdemann, was macht das Steuersystem zur Schuldenfalle?
Otto Lüdemann: Bestimmte Aspekte der Einkommensteuer, die Unternehmen bezahlen müssen, sind überflüssig. Man könnte das gesamte Einkommen- und Lohnsteuersystem durch ein Konsumsteuersystem ersetzen und würde dann sehr viele Kosten der Unternehmen sparen.
Das jetzige System …
… führt dazu, dass die Unternehmen Schulden machen müssen und die Kosten steigen. Wenn die Steuer erst am Ende der Wertschöpfungskette erhoben würde, flösse sie nicht in die Preisbildung der Produkte ein.
Wieso ist der Ausweg das bedingungslose Grundeinkommen?
Im aktuellen System gibt es den Arbeitnehmerfreibetrag bei der Einkommensteuer, der auch bedingungslos gewährt wird, egal wie viel jemand verdient.
Den man sich aber auch erst einmal selbst verdienen muss.
Eben deshalb greift dieser bedingungslose Freibetrag nur bei mittleren und höheren Einkommen. Bei denen, für die er ein sozialer Ausgleich sein sollte, greift er nicht, weil die gar nichts abzusetzen haben. Das bedingungslose Grundeinkommen wäre wie ein ausgezahlter Freibetrag.
Inwiefern ermöglicht das die Umstellung des Steuersystems?
Das wäre eine Art der Steuerrückerstattung in einem konsumsteuerbasierten System.
Woher wissen Sie, dass sich viele Menschen nicht einfach auf die faule Haut legen würden?
Das aktuelle System schafft es ja auch nicht, die sozialen Probleme zu lösen. Man sollte es einfach mal versuchen. INTERVIEW: KNÖ
„Schuldenfalle Steuersystem – Ein Ausweg: Das bedingungslose Grundeinkommen“: 19 Uhr, Kulturladen St. Georg