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Wenn die Kinder mal viel zu ruhig sind

Und, schon die neuen Nachbarn getroffen?“, fragt die ältere Dame von gegenüber. Ich wappne mich innerlich: Die neuen Nach­ba­r*in­nen stammen aus Syrien, das ist in unserer überwiegend biodeutschen Siedlung bisher eine Ausnahme. Da lässt sich ahnen, was nun kommt.

Ich setze also ein freundliches Lächeln auf und berichte, was ich schon weiß: Der Vater arbeitet, die Mutter spricht super Deutsch, die Kinder sind höflich … Jaja, das wisse sie alles, unterbricht die ältere Dame.

Sie beunruhigt etwas anderes: „Die sind so ruhig, man hört und sieht sie gar nicht!“ Nicht einmal die Fenster stünden offen. Das sei doch unnatürlich, mit drei kleinen Kindern. Ob sie nicht wüssten, dass sie auf dem Rasen zwischen den Häusern spielen dürften? Schließlich hätten früher immer Kinder auf den Grünflächen getobt, und es sei doch toll, wenn wieder Leben einkehre in die Siedlung.

Ich nicke und schäme mich, dass ich der älteren Dame Vorurteile unterstellt habe.

Rendsburg

30.500 Ein­wohner*innen.

Auch hier droht Überalterung. Weil landesweit Arbeitskräfte fehlen werden, sucht Schleswig-Holstein mit einem Welcome Center nach „internationalen Talenten“ und bietet Geflüchteten aus Asylverfahren einen „Spurwechsel“ in den Arbeitsmarkt.

Jetzt muss ich nur noch schauen, dass ich die syrische Nachbarin mal auf ein Schwätzchen erwische und ihr die Bitten um mehr Krach schonend beibringe. Esther Geißlinger

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