piwik no script img

US-Kartellurteil gegen GoogleOffiziell Monopolist

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Es ist nun gerichtsfest: Google hat über Jahre systematisch Monopolbildung betrieben. Jetzt ist ein langer Atem von Justiz und Politik gefragt.

Google: Die meisten Nut­ze­r:in­nen nutzen genau dieses Tool für ihre Recherchen Foto: Peter Morgan/ap

D ie Suche im Internet muss schnell gehen, effizient sein, unkompliziert – und vor allem treffsicher. Dass die Suchwünsche erfüllt werden, das verspricht und hält die Suchmaschine Google par excellence. Kein Wunder also, dass die meisten Nut­ze­r:in­nen genau dieses Tool für ihre Recherchen nutzen. Aber: Wer sucht, hat mitnichten die Auswahl, wer bei der Suche hilft. Google hat über Jahre Milliarden bezahlt an Gerätehersteller, damit sie Google als Suchmaschine voreinstellen – und sich somit eine Monopolstellung erkauft, enorme Gewinne bei der Preisbestimmung für Werbung eingefahren, dafür gesorgt, dass weder Nut­ze­r:in­nen noch Konkurrenzfirmen an dem Tech-Giganten vorbeikommen.

Damit soll nun Schluss sein. Jahrelang versuchten US-Behörden, Google in die Knie zu zwingen. Ein Bundesgericht in Washington, D.C. bescheinigte dem Konzern nun, mit der Suchmaschine illegal eine Monopolbildung betrieben zu haben – ein klarer Verstoß gegen das Kartellrecht. Schon ist die Rede von einem „historischen Sieg“ für Verbraucher:innen, von der Rettung des Internets und dessen besserer Zukunft.

Der Prozess ist unbenommen einer der wichtigsten Kartellverfahren der vergangenen Jahrzehnte, und er entlarvt Machenschaften, denen Regulierungsbehörden und politische Ent­schei­de­r:in­nen nicht entgegengewirkt haben. Zugleich zeigt sich die Machtlosigkeit gegenüber einem entfesselten Tech-Markt, der ein Eigenleben entwickelt hat mit klaren, aber ungeschriebenen Regeln und eindeutigen Gewinnern.

Apple und Mozilla profitierten von den Zahlungen. Einen Deal gab es auch mit Reddit – ohne den wäre ein Börsengang des sozialen Netzwerks wohl nicht möglich gewesen. Schon jetzt befürchten Analyst:innen, dass die fehlenden Einnahmen schmerzhaft werden. Die gegenseitigen Abhängigkeiten dauerhaft aufzulösen und echten Wettbewerb zu ermöglichen im Sinne der Ver­brau­che­r:in­nen, braucht einen langen Atem – in der Politik wie in der Justiz. Ohnehin ist unklar, mit welchen Folgen Google rechnen muss. Kommt es lediglich zu einer Strafzahlung, bleibt die Geschäftsstrategie wohl dieselbe.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Tanja Tricarico
wochentaz
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Leitet derzeit das Politik-Team der wochentaz. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Das Problem ist - zumindest im Moment - der Mangel an wirklichen Alternativen in der Suchmaschinenwelt. Die meisten bauen indirekt doch auf Google auf oder kommen aus China :(

    Es ist bei Google mit der marktbeherrschenden Position, die ausgenutzt wird, mit der Suchmaschinerei alleine aber nicht getan. Man recherchiere einmal, wo noch überall Google drinsteckt, von Android, über youtube zu reCAPTCHA , und was da an Wissen gesammelt wird, wenn diese Daten clever verknüpft werden. Eine weitere Google Firma ist Deepmind, wo genau dies geschehen könnte: eine AI Firma, die sehr eng mit wissenschaftlichen Instituten an vorderster Front der künstlichen Intelligenz zusammenarbeitet.



    Exzellent, wenn nun der Ruf von Google einige Kratzer bekommt. Vielleicht können dann die wissenschaftlichen Institute es weniger gut öffentlich verkaufen, daß sie hier an ziemlich heiklen gesamtgesellschaftlichen Themen des Daten"klaus" und dem gläsernen und damit manipulierbaren Bürger mitarbeiten (auch mit öffentlichen Steuermitteln).



    (wer es immer noch nicht kapiert hat, welch ungeheure Info-Macht hinter harmlosen Daten und deren Verknüpfungen liegt, dem sei "NSA" von Andreas Schätzing empfohlen)

    • @Werner2:

      korrigiere mich: "Andreas Eschbach"

  • Erster Schritt für alle: Ecosia nutzen.

    • @Semon:

      Naja, sicherlich besser als der reine Moloch Google in dem Kontext, aber Microsoft Bing und Yahoo spielen da auch rein (Kritik, siehe en.wikipedia.org/wiki/Ecosia#Impact)

      MetaGer war mal ein sehr eigenständiges Projekt, integriert inzwischen zwar auch Google Ergebnisse, die Server stehen aber ausschließlich in D ("MetaGer servers are exclusively located in Germany to get around anti-privacy laws like the Patriot Act") - würde mich freuen, wenn die wieder mehr selbst entwickeln würden (aktuelle Version ist auf Github, Performance war aber im Vergleich in Anfangsjahren besser)