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: Schlau verlieren und dumm drüber reden

Sloweniens Handballtrainer bekennt sich zur taktischen Niederlage gegen die Deutschen

Trainer Uroš Zorman hat schon viel im slowenischen Handball erlebt. Und eine der unschönsten Erinnerungen aus seiner aktiven Zeit von den Olympischen Spielen 2016 hat der Rekordnationalspieler (225 Spiele) aus aktuellem Anlass zum Besten gegeben. Nach der 29:36-Niederlage gegen Deutschland erklärte er: „Wir wollten nicht den Fehler von Rio wiederholen, als wir im Viertelfinale auf Dänemark trafen und eigentlich nur eine Erfolgschance von einem Prozent hatten. Dieses Mal haben wir gesagt, dass wir schlauer und weiser sein wollen.“

Recht unverhohlen deutete der 44-Jährige also an, dass anders als sonst bei diesem Handballspiel das Gewinnen nicht unbedingt im Vordergrund stand. Denn nun müssen die Deutschen statt der Slowenen im Viertelfinale gegen Europameister und Olympiasieger Frankreich antreten. Und bevor überhaupt irgendwelche Vorwürfe aufkamen, erklärte Sloweniens Coach Zorman: „Am Ende wird es sicherlich einige Kritik geben, aber wir wissen, warum wir hier sind, warum wir arbeiten. Wir haben gemeinsam darüber entschieden und den Jungs ist nichts vorzuwerfen.“

Sonderlich schlau war die Einlassung vermutlich nicht. Die olympischen Hüter der sportlichen Integrität müssen sich nun mehr provoziert fühlen, als wenn er einfach vornehm geschwiegen hätte. Denn es wäre komplizierter gewesen, den Slowenen verminderten Einsatz vorzuwerfen, hätte man allein die Bilder der Partie als Grundlage dafür gehabt. Deutschlands Trainer Alfreð Gíslason hatte nach der Partie erklärt: „Es wurde viel darüber geredet: wollen beide Mannschaften gewinnen, wollen beide Mannschaften verlieren? Letztlich kamen beide Mannschaften rein, um zu gewinnen. Es ist auch fast unmöglich, in so ein Spiel zu gehen und zu sagen, wir wollen nur mit halber Kraft spielen.“

Zorman hatte zwar einige Leistungsträger auf der Bank gelassen. Ähnlich hatte das aber auch Gíslason gehandhabt, der weitgehend auf seinen besten Torschützen Renars Uščins und Kapitän Johannes Golla verzichtet hatte. Neu ist das Phänomen der nützlichen Niederlage bei Olympia freilich nicht. Bei den Sommerspielen 2012 in London schloss der Badminton-Weltverband acht Teilnehmerinnen aus China, Südkorea und Indonesien aus, weil sie – bereits für die nächste Runde qualifiziert – im letzten Vorrundenspiel reihenweise leichte Bälle verschlugen, um in der K.o.-Phase schwerere Gegnerinnen zu vermeiden. Die Spielerinnen aus Südkorea und Indonesien wurden von ihren nationalen Verbänden mit Sperren über mehrere Monate sanktioniert. Die chinesischen Spielerinnen Yu Yang und Wang Xiaoli erhielten dagegen wenig später einen Verdienstorden des Sportministeriums.

Absichtliche Fehlwürfe der Slowenen konnten am Sonntag nicht eindeutig verifiziert werden. Die Äußerungen von Zorman dagegen sind durchaus angreifbar. Johannes Kopp